Dienstag, 25. Juli 2006

Bei Nacht

So viele Träume auf so engen Pfaden...
Wohin könnten wir uns wenden, denn zu uns?
Sprachs und legte ihren Traum aufs brache Feld.


(Erneut: Für Regina)


Romanfiguren

Montag, 24. Juli 2006

Lange nach

dem siebten Tag ruhen wir immer noch.
Alles ist von hohler Hand geformt,
aus Lehm, Vergänglichkeit und Hitze,
für einen Augenblick oder auch zwei
zusammengeschmolzen in einem Tiegel,
ein Etwas, eine Statur, ein Profil, morgen
schon zerfallen, zerronnen, zurück in die
Leere unserer Handhöhlen. Damit
schöpfen wir, das ist unsere Poesie, unser
ganzer Weltenklang: nur Zangengriff.


Notate

Sonntag, 16. Juli 2006

Buchstaben

Welche Worte stellt man in den Raum, wenn Jahre sie messen? Wer sieht Majestätisches im Wort "Berg" oder fühlt das Uferlose unserer Weiberseelen, wenn wir sagen "Meer"?
Was also schreibe ich, was nicht längst gesagt worden wäre, längst gerochen, im Kauen der Duft noch überall. Was ich schreibe für Dich, schreiben werde für Dich, kann nicht gekeilt werden in Buchstaben menschlicher Sprachen, nicht einmal in Stein gemeißelt. Aber wenn Du morgen oder übermorgen oder an einem anderen Tag, der voller emsiger Vögel ist, innehälst und deine Sinne ruhen lässt an einem Felsen, wirst Du es lesen.



(Für Regina)

Samstag, 15. Juli 2006

Immer wieder

Gänsehaut

Rosaria. Fragment II

Einer dieser Abende, an dem die Fische langsam nur beißen. Was Zeit lässt für Reue. Rosaria bereute so Manches. Vor allem den Schmerz, den sie meinte, gesät zu haben wie das Gemüse in ihrem Garten. Sie bereute den Schmerz, den ihre hitzige Leidenschaft geboren hatte und sie bereute den Schmerz, den sie in jungen Jahren erzeugte - aus Ignoranz, wie sie heute wußte. Am meisten bereute sie aber den Schmerz, den wir anderen zufügen, wenn wir im Grunde nur auf der Suche nach Wärme sind, nach einer Zuflucht.. nach Liebe. Wenn wir um uns schlagen, ohne zu wissen, dass wir um uns schlagen. Wenn der Stolz und der Trotz uns die Worte stehlen, denen wir dann, später, hinterherjagen, hechelnd wie Hunde. Oder die Stunden am Feuer, in denen wir uns wünschen, die Uhr zurückdrehen zu können. Ein Zero. Nur ein einziges Zero. Vielleicht dachte Rosaria aus diesem Grund gern an Hans, wenn sie mit der Angel auf den Klippen saß und wartete. Das mit Hans war anders gewesen, es hatte keinen Schmerz gegeben, der sich außerhalb von ihr ausbreitete, wie ein Geschwür ihr Leben vergiftete, indem er, irgendwie, auf sie zurückfiel. Bei Hans war es nicht so. Da blühte auch ihr, Rosaria, einmal die Wärme. Nicht nur, weils im Sommer war. Er sprach kein Portugiesisch und sie hatten sich mit Händen und Fussen verständigt. Nur über Unwichtiges, denn das Wesentliche war klar gewesen von Anfang an. Aber der Mangel an Worten hatte es kostbar gemacht, zu einem Geheimnis, das seine Wärme über die Jahre in ihr Leben strahlte. Keine lodernde Sonne, keine Brautwerbung, keine Gespräche mit den Eltern. Nein. Nur ihres. Nur für sie, kein Wort konnte es angreifen, an ihr nagen, während es von Mund zu Mund ging. Bei ihm blieb alles innen und geborgen. Darum bereute sie die Sache mit Hans nie.



Arbeitsnotate

Donnerstag, 13. Juli 2006

Netzliteratur

vernetzt:


>>>>> und >>>>>

Dienstag, 11. Juli 2006

Buch des Monats Juli :: Ungezähmt

Diese neue Rubrik beginnt mit dem Bildband "Ungezähmt" von Benny Rebel.

Es ist die Unmittelbarkeit, die das Besondere an den Tierfotografien Benny Rebels ausmacht. Der Tierschützer und Fotograf geht bis auf wenige Schritte an seine Motive heran. Dass er sich so stets selbst in riskante Situationen begibt, ist ihm dabei bewusst. Der Lohn für seinen Mut sind spektakuläre Bilder, die von Wildheit und der Gefahr zeugen, die mit ihrer Entstehung verbunden ist. "Ein Foto ist erst dann gelungen, wenn es richtig Emotionen hervorruft", meint Rebel. "Wenn die Leute Ehrfurcht oder Entsetzen oder Freude empfinden, wenn sie dieses Bild sehen. Ein Bild, das die Leute sich anschauen und dann weiterblättern, ist kein gutes Bild." Mit "Ungezähmt" hat Rebel nun seinen ersten Bildband veröffentlicht, in dem 160 Farbfotografien zu sehen sind, die zum Teil internationale Auszeichnungen erhalten haben. Die Texte zu den Bildern geben Einblicke in das Leben wilder Tiere, in die Arbeit eines außergewöhnlichen Tierfotografen sowie Informationen über den Schutz bedrohter Tierarten. Dieser ist es auch, der Rebel bei seiner Arbeit antreibt. Zehn Prozent des Erlöses vom Verkauf des Bildbandes spendet er darum für das Projekt "Mensch & Tiger", das vom Aussterben bedrohte Tiger in Indien schützen will.

[Aus: KulturZeit]

Jeder Erlös beim Erwerb des Buches über diese Page und das amazon Partnerprogramm geht ebenfalls an das Projekt "Mensch & Tiger". Benutzen Sie dafür den amazon Suchlink in der Navigationsleiste.
Bitte helfen Sie, dem Bengalischen Tiger seinen Lebensraum zu erhalten. Im Gegenzug erhalten Sie ein wirklich atemberaubendes Buch.

Sonntag, 9. Juli 2006

Niklaus Mazohl : Vernehmlich sprich von Liebe


Flüstere dir das
Leben wieder zu,
die Lippen an der Erde,
so geküßt. Du berichte laut.
Vernehmlich sprich von Liebe.



[Aus: „An Izumi. Fünfhundertundsieben Gedichte im elegischen Ton“, unveröffentlicht]

Jazz vor

der Fertigstellung - Vollendung wäre vermessen. Die Wochen weben das Seil, das starke, an dem Halt dann auch hält. Nicht nur die Versprechen. Nein, die Winkel, die Gassen, wire. Die Stadt zeigt ihre Schlangenhäute, glitzernd, irisierend, Glühwürmchen sterben nie in der Nacht. Ich hole meine Djembe hervor und drücke das Pulsieren in den Asphalt. Nun, endlich, öffnet er seine Augen.


Notat zu einem Lektorat.


bild-091

Arbeitsnotate

Freitag, 7. Juli 2006

...

Ich habe es versucht, doch konnte es nicht greifen. Der Körper erinnert sich schneller; die Gänsehaut, das Adrenalin, die Beschleunigung des Blutes zum Viervierteltakt. Schweiß, die aufgeregten Hände. Ein Schatten ging vorbei, als ginge er durch mich hindurch, genau so, wie man sagt: der Tod oder ein Dämon streifte mich, und schlug im Dunkel leise eine Saite an auf einer lang versunkenen Harfe tief in der See. Ich wußte, war mir sicher, dies ist die Spur, die Antwort, die Lösung meines Rätsels, das die Ursache all meines Versagens und all meiner Angst birgt. So eindringlich glitt der Schatten vorbei, dass der Körper sich in jagenden Schauern eines blanken Grauens erinnerte. Nicht aber das Wort, der fiebernde Geist, der sofort die Fährte aufnahm, während der kurze Moment, in dem Licht die Tiefe gestreift hatte, schon erlosch. Das Grauen blieb ohne Namen, die Nacht ohne Licht. Je mehr ich mich anstrengte, den Schatten zu halten, der all meine Antworten besaß, desto mehr entglitt er mir, wurde zu Nebel, hüllte sich in das Alltagsbewußtsein wie eine muslimische Braut in ihre Hochzeitsgewänder und verrauchte unter meinem Tasten. Nur das Gefühl, etwas wirklich Wesentliches und Wichtiges verpasst zu zu haben, wie einen lange erwarteten Menschen oder einen Zug, der die Kilometer überbrückt zur Chance unseres Lebens, blieb zurück.



Arbeitsnotate

Donnerstag, 6. Juli 2006

Sibila Petlevski :: Ein neues Auge


Wir warteten nicht bis der erste Storch das Dach überflog,
sondern wir stellten die Nester selbst auf die Schornsteine.
Vorbei die Zeit des Wunderns, als die Regel galt, dass jedes
Ding einem neuen Auge neu ist. Ruhig erstehen die Toten von
den Toten, es leben Menschen ohne Idole, Freiheit trägt man
als Anhänger, für sie wird nicht mehr gestorben, sondern für
irgend etwas Anderes, aus Blut wird Wasser gewonnen, und vor
Worten und Musik schützt die Ohren natürlicher Teer. Zeit und
Raum werden im Paket angeboten. All unsere Sinne, die früher
vor Angst zu einer Kugel zusammengerollt, strecken sich jetzt
langsam aus, wie die Windungen des Gehirns. Das Leben fließt wie
ein Strom. Es ist da oder nicht: Eins oder Null. Wir haben gelernt,
Gefühle zu teilen, die nur unser Eigen waren, wie eine Spiegelung
im Wasser: Soundosoviele Gläser, soundsovele Monde im Glas.



Novo oko

Nismo čekali da proleti prva roda iznad krova
nego smo sami postavili na dimnjake gnijezda.
Prošlo je vrijeme čuđenja u kojem je vrijedilo
pravilo da je svaka stvar novome oku nova.
Mrtvaci se mirno dižu iz mrtvih, žive ljudi bez idola,
slobodu se nosi kao privjesak, za nju se ne gine
više nego za bilo što drugo, iz krvi se dobiva
voda, a uši od riječi i glazbe čuva prirodna smola.
Vrijeme i prostor nude se u paketu. Sva naša čula
koja su prije bila od straha smotana u kuglu, pomalo
se ispravljaju, baš kao i vijuge mozga. Život teče
kao struja. Ima ga ili ga nema: jedinica ili nula.
Naučili smo dijeliti osjećaje koji su bili samo naši
kao odraz u vodi: koliko čaša, toliko mjeseca u čaši.


Übersetzungen

Bojan Radašinović :: Das waren die Tage (12)


hier werden wir immer fremde sein
sie hassen sie
schau nur wie sie sind
die strassen voll von ihnen
die schweizer wissen nicht
wie unsere namen auszusprechen
sie sind kalt und es
kümmert sie niemand
sie haben diese scheuklappen
wie pferde um gradeaus zu blicken
mensch es wird nicht leicht für uns
dann begannen wir zu tanzen
und sinatra zu singen in übersetzung
ausländer in der nacht
der raum war dunkel
ich küsste ihr haar
dachte
in unserem fall
wird es anders sein


To su bili dani (12)

ovdje ćemo uvijek biti stranci
oni ih mrze
pa vidiš kakvi su
i koliko ih je po ulicama
šviceri ne znaju kako bi
izgovorili naša imena
oni su hladi i nije im
ni do koga stalo
imaju one štitnike za oči
kao konji da gledaju ravno
čovječe neće nam biti lako
onda smo počeli plesati
i pjevati sinatru u prijevodu
ausländer in der nacht
u sobi je bio mrak
ljubio sam joj kosu
mislio sam
u našem slučaju
bit će drugačije


Übersetzungen

Bojan Radašinović :: Das waren die Tage (7)


unsere reise wird
nach einer halben stunde unterbrochen
slovenische grenze
unsere polizisten streiken
sie arbeiten rund um die uhr
sie stellen dumme fragen
nach drei stunden stehen wir erneut
dunkelheit kälte strasse wc
husten zigaretten wind
an der italienischen grenze
gibt der fahrer dem zöllner zwei
dosen coca-cola
die folgenden sechs stunden
fahren wir auf der autobahn
nur ein kurzer halt irgendwo
gegen drei am morgen die schweiz
alle raus aus dem bus
turistiko
si turistiko
die zöllner jung und fleischig
nach luzern kommt
schnell zürich
sagt ein reisender



To su bili dani (7)

putovanje se nakon
pola sata prekida
slovenska granica
naši policajci štrajkaju
pa rade kao ludi
pitaju glupa pitanja
za tri sata opet stajemo
mrak hladnoća cesta wc
kašalj cigarete vjetar
na talijanskoj granici
vozač daje cariniku dvije
konzerve coca-cole
sljedećih šest sati
vozimo se autoputom uz
jedno kraće stajanje negdje
oko tri ujutro švicarska
svi van iz busa
turistiko
si turistiko
carinici mladi i mesnati
nakon luzerna brzo
dolazi zürich
govori jedan putnik


Übersetzungen

Bojan Radašinović :: Das waren die Tage (2)


nachdem sandra fort war
musste ich häufig in beiläufigen gesprächen
sogar unbekannten
meine situation erklären
fragen beantworten wie
was wirst du dort machen
warum hat deine freundin dich verlassen
konnte sie hier nichts finden
erkennen sie dort ihr diplom an
lebt es sich dort gut
immer wiederholte ich die gleichen antworten
mit wem auch immer ich sprach
wenn sie mir sagten
dass auch sie gehen würden
wenn sie nur eine gelegenheit hätten
dass diese situation wirklich schrecklich ist
und dass hier in ein, zwei jahren chile sein wird
nahm ich das glas oder die tasse
und drehte sie langsam auf dem tisch
dann schwiegen wir alle eine weile
warteten dass irgendetwas passiert
wenn ich sie später in der stadt traf
klopften sie mir auf die schulter und fragten
du bist noch hier
wann fährst du
wie geht es deiner freundin




To su bili dani (2)

nakon što je sandra otišla
često sam morao u nevezanim razgovorima
čak i neznancima
objašnjavati svoju situaciju
odgovarati na pitanja poput
šta ćeš tamo raditi
zašto ti je cura otišla
a ne može ovdje ništa nać
jel joj priznaju faks
jel se tamo dobro živi
uvijek sam vrtio iste odgovore
bez obzira s kojim sam ljudima razgovarao
kad bi mi odgovarali
da bi i oni otišli
samo da imaju priliku
da je ova situacija stvarno grozna
i da će tu za dvije godine biti čile
primio bih čaši ili šalicu
i lagano ju vrtio po stolu
tada bi svi zajedno šutjeli
i čekali nekog vraga da se desi
kad bi ih kasnije susretao u gradu
tapšali bi me po ramenu i pitali
još si tu
kad ideš
kako ti je cura


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