Expressionen

Sonntag, 16. Juli 2006

Buchstaben

Welche Worte stellt man in den Raum, wenn Jahre sie messen? Wer sieht Majestätisches im Wort "Berg" oder fühlt das Uferlose unserer Weiberseelen, wenn wir sagen "Meer"?
Was also schreibe ich, was nicht längst gesagt worden wäre, längst gerochen, im Kauen der Duft noch überall. Was ich schreibe für Dich, schreiben werde für Dich, kann nicht gekeilt werden in Buchstaben menschlicher Sprachen, nicht einmal in Stein gemeißelt. Aber wenn Du morgen oder übermorgen oder an einem anderen Tag, der voller emsiger Vögel ist, innehälst und deine Sinne ruhen lässt an einem Felsen, wirst Du es lesen.



(Für Regina)

Freitag, 2. Juni 2006

...


tw
Für June

Samstag, 13. Mai 2006

Unter den Wolken

Schon fielen die Augen zu und die Münder führten seltsame Laute.
Gespinst aus feuchtem Leinen, schwer der Saum, wenn ich Euch
die Lider schließen sehe, Vorhänge aus Mißtrauen und jede Wendung
kehrt einem neuen Messer den Rücken zu. Zum Räkeln und zum Wohl
kein Raum, so viel Fülle an Nichtigkeiten. Nicht Wort, nicht Wut,
ein wenig Unwille, ein Magendruck, ein Lockern des Nackens, was mehr
bleibt? Verbirg das Messer nicht und nicht die Hand. Noch nie habe
ich das Kreuzen der Klingen gefürchtet.

Freitag, 31. März 2006

Aufbruch

Ein letztes Mal der Sperling. Weiß er schon vom Herbst?
Nein, er wartet nur aufs Abendrot und wacht für die
Dämmerung, geizig. Ein letztes Mal der Garten. Erhoben
auf rotem Gestein, die Schritte spiegelnd. Weiß nicht,
wohin. Schon ruft der Traum mir zu: Ein letztes Mal, Löwin,
ein Letztes allein inmitten der Hyänen.

Samstag, 26. November 2005

Die Wahrheit und das Wahre III

Sie musste damals etwa sieben oder acht Jahre alt gewesen sein und verbrachte den Sommer mit ihrem Vater an der Küste. Wie schön das Meer war. Wie sie jede Welle liebte. Und da sie nur einmal im Jahr dort war, entging ihr keine Veränderung. Frisch gestrichene Fensterläden, die letztes Jahr noch windgegerbt ihre ausgeblichenen Farbreste in den Hof blätterten, der neue rote Spaghettitopf der Nachbarin, ein neuer Spiegel am Auto des Onkels und der Hund von gegenüber, der plötzlich lahmte - alles Beobachtungen, die den Ansässigen schon wieder Gewohnheit waren, nicht mehr ihre Aufmerksamkeit auf sich zogen. Sie zählte die Tomaten in Vaters Garten, die jedes Jahr üppiger wuchsen; sein Tempera auf Glas Bild, das er noch vor ihrer Geburt gemalt, hatte einen Sprung im Rahmen. Sie fragte den Vater, wie das passiet sei - er wusste es nicht mehr. Alles in allem waren es kleine Dinge, die sich in dieser mediterranen Welt veränderten. Diese Welt war ein Schiff auf See, das außerhalb der Zeit die Meere befuhr und doch so gar nichts Geisterhaftes an sich hatte; unter der gleißenden Sonne des Südens lag sie weit sichtbar und oft besucht von Freunden, Nachbarn und Verwandten. Im Mohnkuchen, seit Generationen auf die gleiche Weise gebacken, lag Sicherheit, sein von der Meeresluft getränkter Geschmack war Heimat. Die Einen kochten auf Öl, die Anderen, aus dem fruchtbaren, bäuerlichen Flachland zugezogen, auf Fett - so nannte man es. Weil sie alles in Tierfett bruten, ja sogar die Gemüsesuppe setzten sie darauf an. Nur beim Kuchen waren sich alle einig über die Butter. Und somit war auch das geklärt und man zelebrierte das friedliche Miteinander mit Kuchen, um den Gaumen des Anderen nicht mit Andersartigkeit zu beunruhigen. Das zeitlose Schiff fuhr gemächlich, die Uhren tickten langsamer dort, sagte man. Muscheln gab es und Feigen und so süsse Tomaten, dass man sie wie Äpfel aß.
Ihr fiel auf, dass die greise, nach 17 Jahren noch schwarzgekleidete Witwe jetzt auch Flaschentomaten hatte. Im letzten Sommer waren in ihrem Garten nur Fleischtomaten gestanden. Ihre Tochter trug jetzt kräftige Farben auf den Fingernägeln, das war früher nicht so. Und der arbeitslose Tagelöhner, der etwas außerhalb wohnte, trank nicht mehr.

Als ihre Mutter, die sie sechs Wochen zuvor noch gesehen hatte, sie abholte, wirkte diese erholt und ausgelassen. Auch ihr Sommer war schön, wenngleich arbeitsreich gewesen.
"Schau mal", sagte sie, mütterlich lächelnd, "ich war bei der Pediküre".
"Was ist eine Pediküre, Mama?"
"Das ist eine Maniküre an den Füßen", lachte die Mutter und streckte ihren riemchenbeschuhten Fuß vor. "Und?" fragte sie. "Wie sieht es aus?"
"Schön" antwortete sie, weil der Mutter Fuß wirkich schön war. Schon immer.
Aber sie sah nicht, was die Maniküre für die Füße gemacht haben sollte.
Sie sah keinen Unterschied.




[painting by Rade Kačarević, oil on canvas]

starigrad

Donnerstag, 3. November 2005

Körper.

Nasse Erde, Weihrauch und Wein - mehr Erinnerung habe ich nicht mitgebracht aus dieser Zeit. Mehr konnte ich nicht herausschälen aus dem Damals; so viele Leben voller Ereignisse legten sich über die Erinnerung, so viele Segmente.
Aber der Körper erinnert sich sofort: Nasse Erde, Weihrauch und Wein.
Haine. Der weingekränzte Gott auf goldenen Hufen. Es könnte auch die Zukunft sein, so klar ist diese Erinnerung. Eine goldenhufige Zukunft, Licht einer Vision, Salz eines Kusses oder doch nur Erinnerung, eine ebenso goldene, an ein leuchtendes Zeitalter: Ich sehe keinen Unterschied mehr.
Wenn alle Statuen dieser Welt lebendig würden in ihrem göttlich Abbild, auch jene längst vergessenen des Goldenen Zeitalters, Fleisch würden und mein: sie könnten mir nicht geben, was Du mir gibst mit Deinem Menschenatem, mit Deiner Hände sanftem Tasten, jedem Lachen, jeder Träne Dein, die Welten b i r g t, nicht manipuliert.


[ Für Achim ]


tanzweib

Freitag, 26. August 2005

Laub, das der Wind abtrug.

Eine kleine Minute
die hereinhuschte. Neben mir Platz nahm, baumelnden Beines, das Kinn frech vorgereckt, das nahm ich sofort wahr. Sommersprossig war sie, wirr ihr Haar, mit Blättern voll, mit Winden und der Würze fremder Regen.
Und wie hat mir das gestunken. Setzt sich neben mich, riecht nach Fremde, nach Verlorenem; hockt sich keck neben meine Düsterwolken und ich wedle und wedle mit allen Gliedmaßen, die loszuwerden und was tut sie? Hockt und guggt und reckt das Kinn vor und findet den Wind schön und das Gras lustig. Na warte!
Wie ich mich vorbeuge, sie zu packen, diese Minute, diesen Augenblick, da küsst sie mich auf die Nase. Einfach so. Küsst mir den Clown in die Nüstern und den Schalk in den Nacken. Ja - und was soll ich sagen - da begann es mir egal zu werden.
Nicht, dass die Wolke verschwunden wäre wie von Geisterhand. Aber ich roch den Wind. Hatte plötzlich eine kleine Strickleiter, etwas, das über der Wolke befestigt war und das sich erklettern ließ, Sekundensprossen eines Atems, den ich schon fast verloren glaubte. Ja, ab dem Tag wurde es besser, langsam erst, doch stetig kam sie wieder, wuchs über sich hinaus zu Viertelstunden und Stunden, zu Vormittagen und Abenden. Sie hat Salz in den Augen und Lavendel auf den Lippen - und manchmal Sturm in den Armen. Alles, was sie bringt, hat Namen; Bedeutungen, die den Zwischenraum füllen zwischen mir und einem Gerüst unter den dunklen Träumen.
Dann, eines nachts, wachte ich auf und wußte, er hatte nichts hinterlassen, was Namen hat. Wie ich lächelte!


Für ka-rot, von Herzen.
Und für den, der danach kam und voller Namen war:
Für Achim. Innig.
TheSource

[Hier als Arbeitsnotat vermerkt, da spontan auf ka-rots blog hinterlassen und so auch ad hoc in wenigen Minuten geschrieben & unbearbeitet belassen. Für eine Geschichte bedarf es einer Überarbeitung. Diese folgt später]

Montag, 8. August 2005

Cheap Poems



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Freitag, 29. Juli 2005

Schach



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ist ein Spiel, in dem 30 Figuren mit ausgezeichneten Anlagen, Fähigkeiten und Talenten verheizt werden, um einen impotenten Kerl zu schützen, der grade mal ein Feld hoppeln kann.

[Ausformuliert vor 21 Jahren und des Öfteren in Gesprächen wiederholt; heute animiert, es zur Diskussion zu stellen durch >>>> dies hier]

P.S.: Das beste Schachspiel, mit dem ich je spielte:


board_big


(es versteht sich, dass die Gläser während des Spiels geleert werden müssen)

Mittwoch, 29. Juni 2005

Federkleid.

Wer bist Du
auf dem Kamm des Atems?
Im Nacken Dich selbst besiegt.
Jeder Weg bleibt ohne Ende.
Anfang somit - unendlich.


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