Expressionen

Freitag, 17. Juni 2005

Asherah & El.



267elundascherah2


[Art by Gabriela Bittner]
Rot.....

Sonntag, 27. März 2005

Der Wortfraß aus Frühlingsnüstern

Er sucht Sie:

Ich bin gespannt
wie achtlos die Menschen doch
Sadomasochismus
Nette, freundliche
Wenn Du klug genug
Hi, wo bist Du
Eine Schulter zum
Schmetterlinge im Bauch

Sie sucht Ihn:

Bereit für das "Wir"
Du hast so wie ich
Leben heißt Veränderung
Attraktive Frau
Schluss mit Fröscheküssen
Willst Du mein Herz
Es färbte sich die Wiese
Mann vom Mond


[Anfänge von Partnerschaftsannoncen einer örtlichen Kulturszene-Zeitschrift.
Aufgeschrieben "wie das Auge auf sie fiel".]

Freitag, 25. März 2005

Aramäisch oder: What the fuck is going on?!

Tagebuchauszug vom 25.03.2004 era vulgari:

Ich habe einen Kobold. Oder sagen wir es so: Ein Kobold wohnt bei mir. Lachen Sie nicht - es ist keine phantastische Erfindung, nein. Es ist wahr.
Dieser Kobold nervt. Früher nervte er nicht. Er machte seinen Job und ich stellte ihm Milch hin. Doch dies hat sich geändert. Vielleicht ist der Kobold verärgert, gar erbost - ich weiß es nicht. Jedenfalls ist er schon länger mein Gast und seit er wieder eingetroffen ist, eskaliert es.
Sie verstehen nicht? Nun, ich auch nicht.

Alles begann, als ich noch in der Roonstrasse wohnte. Damals studierte ich und schrieb meine ersten zaghaften Versuche zu Tee mit Choronzon, Abhandlungen über Liebesgöttinen usw. Sie müssen wissen: Mein Schreibtisch ist immer sehr aufgeräumt. Es können überall Papiere herumliegen, ungeöffnete Post, Rechnungen, Skizzen: Auf meinem Schreibtisch herrscht Ordnung. Eines Tages, dies war Anfang der 90er, begannen Manuskripte von ihm zu verschwinden. Zuerst dachte ich, ich hätte sie verlegt, in Gedanken in ein anderes Zimmer getragen, was auch immer. Die Überlegung, als Endzwanzigerin schrullig zu werden, belustigte sogar zuerst - aber war vollkommen falsch.
Nachdem diverse Manuskripte auf ominöse Weise von einem vollkommen aufgeräumten Schreibtisch verschwanden, teilweise an den unmöglichsten Stellen (Wäschekorb, UNTER der Katzentoilette usw.) auftauchten oder auch nicht, kam mir das Ganze - fälschlicherweise - spanisch vor. Ich rief also eine "Ordensschwester" in England an und schilderte ihr das Phänomen. Sie sagte prompt: "Du hast einen Kobold". Aha. Einen Kobold. Sehr witzig. "Er scheint das Lesen zu mögen also ist das eine ältere Wesenheit. Stell ihm Milch hin und ab und an einen Schluck Wein". Milch. Wein. Also gut.

In den kommenden Wochen stellte ich also allmorgendlich ein Schälchen frische Milch ins Wohnzimmer (mein Glück: die Katzen mögen sie nicht) und am Wochenende ein kleines Gläschen Wein und tatsächlich begannen die Manuskripte und - nunmehr auch - diverse unauffindbare Gremoires wieder aufzutauchen, zwar nicht dort, wo sie verschwunden waren aber immerhin in der Nähe des Schreibtisches. Dringend benötigte Schriftstücke emanierten aus dem Nichts bei Androhung von saturnalen Bannungen - so weit, so gut.
Also ich meine, es ist ja nicht schlimm einen lesesüchtigen Kobold im Hause zu haben, es gibt schlimmere Kobolde, junge, die nur Schabernack treiben wie bspw. die Zuckerdose mit Salz füllen usw.; man sagt außerdem, sie brächten Geld, wenn sie sich wohl fühlten. Und der Kobold fühlte sich wohl. So wohl, dass ich bald eine größere Wohnung beziehen konnte. Er las meine umfangreiche Gremoire-Bibliothek und Geld floss ins Haus.
Beim Umzug in einen anderen Stadteil kopierte ich zwei Seiten des zuletzt zurückgegebenen Gremoires, schnitt sie in Sätze und lief den Weg von der alten zur neuen Wohnung zu Fuß, dabei die Schnipsel nach und nach auf dem Geheweg verteilend. So zog der Kobold mit um (Man weiß nie - sicher ist sicher. Die 25 Minuten Fußweg waren es mir jedenfalls wert).

(Um ehrlich zu sein, glaubte ich da ja immer noch nicht an ihn, doch der zuvor angetretene Beweis verblüffte sogar mich. Anfänglich machte ich die Probe, zwei Freunde einbeziehend, schlicht um mich zu vergewissern, ob ich nicht vollkommen bescheuert bin. Wir besprachen den Ablauf des Tests außerhalb meiner Wohnung, dann kopierte ich mehrere Seiten einer alten ägyptischen Stelenabhandlung an der Universität; wir betraten die Wohnung, ich legte unter besagten Zeugen die Kopien auf den sonst - bis auf eine Schreibmaschine und eine Stiftablage - vollkommen leeren Schreibtisch, wir verschwanden gemeinsam ins Nebenzimmer, tranken Wein, redeten mehrere Stunden, niemand von uns verließ den Raum. Nach drei Stunden, als wir gemeinsam nachsahen, waren die Kopien verschwunden).

Die folgenden Jahre waren prima. Der Kobold wars zufrieden, immer neuen Kram zu lesen, Geld floss reichlich ins Haus, das täglich neue Milchschüsselchen war schon Usus - auch für manche Haushaltshilfe. Meinen damaligen Lebenspartner, der eine kurze Weile bei mir wohnte, mochte er zwar nicht (vielleicht, weil es bei dem nur AutoMotorSport und Spiegel zu lesen gab) und spielte ihm gelegentlich Streiche, aber im Großen und Ganzen waren alle wohlauf.
Ende 1999 verließ ich plötzlich - und ungewollt - Dortmund. Meine Wohnungsauflösung einige Monate später wurde von meiner Mutter vorgenommen und mein Hab und Gut bei ihr verstaut, bis ich wieder im Lande sei. Niemand dachte an den Kobold, ich auch nicht. Ich sagte, Sie sollen bitte nicht lachen. Die Sache wird zur Katastrophe.

2001 war ich wieder da, bezog eine weitere Wohnung und ging, wie jeder Mensch, meiner Arbeit, meinen Studien und meinen Hobbies nach. Nur der vorherige Erfolg, der stellte sich nicht ein. Die Finanzen gerieten mehr und mehr zu einem Desaster. Was ich hinnahm - nicht alles kann glatt gehen.
Doch vor einigen Wochen geschah das Merkwürdige: Erneut begannen Manuskripte und Bücher zu verschwinden. Morgens fand ich zerbrochene Tassen im Schrank - ganz zu Schweigen davon, dass die Katze, die derzeit meinen Weg begleitet, noch n i e etwas zerbrochen hat.
Drei Wochen lang suchte ich Crowleys "Little Essays toward Truth", bis sie zwischen den Schallplatten wieder auftauchten. Der Kobold hatte mich endlich gefunden und war augenscheinlich nicht sehr erfreut über meine fünfzehnmonatige Abwesenheit.

Ich fasse mich kurz: Weder Milch noch Wein helfen. Der Kobold macht seinen Job nicht sondern verschlimmert nur die Situation. Ihn mit einer saturnalen Bannung hinauswerfen will ich auch nicht, schliesslich hatte ich ihn einfach im Stich gelassen. Dennoch: Er n e r v t.

Mein Aramäisch-Wörterbuch ist seit zwei Wochen verschwunden und ich brauche es dringend! Natürlich weiß ich mittlerweile, dass der Hausgast Aramäisch spricht. Das Wörterbuch fehlt darob aber nicht minder! Nebst zwei meiner besten Kabbalah-Ezyklopädien, Notzien zu TmC, vier handnotierten Gedichten und Evolas Gesamtwerk (das ich seit über e i n e m Jahr nicht aus dem Regal nahm und nun klafft dort eine einstaubende Lücke!). Heute tauchte das Liber 963 aus dem Nichts an meinem Bett auf - ich erblickte es beim Aufwachen.

Mittwoch, 9. März 2005

Seelenfett

Emailauszug / an eine Freundin, November 2004


… Und das ist letztlich durch jede soziale Schicht und überall auf der Welt vorzufinden.
Es sind die Obercoolen, Zugemauerten – die nicht selten hitzig sein können, vor allem, wenn ihre Mauern aus kugelsicherem Glas sind. Sie bauen Monumente für die Männlichkeit. Sie halten das Weiche für unmännlich und bedenken nicht das Wesentliche. Willst Du einen Hauptindikator für fatale Persönlichkeits-Desolate? Nimm diesen: Mangel an Demut.

(„Das Balkenstarke stirbt keinen guten Tod“. Lao-tse. – Wer will schon einen beschissenen Tod? Frag sie und sie werden sich mit der Option auf ihn noch brüsten).

In der Szene sind es häufig die promiskuitiven "Dominanten"; sie finden keine Linderung für den inneren Pavian, den Langzahnigen. Nicht selten hinterlassen sie Scherben, vollkommen unfähig, die Öffnung wirklich zu vollziehen. Der Gedanke an die Aufrechterhaltung dessen, was sie ihre Realität nennen, ist verschlingend. In Wahrheit ist es tatsächlich nicht einmal die Aufrechterhaltung der Realität sondern nur ihres Gedankens daran. Dies und jenes wird vorgeschoben, je nach Charaktertypus: Der Job, die Individualität, die Freiheit, das Funktionieren der Beziehung (Distanz muss sein, das Bild muss sein, sonst liebst Du mich nicht mehr), die Familie, die Kreativität, das Lebenswerk als solches…. Die Liste kannst du endlos fortsetzen. Sie überrollen jedeN – brauchen aber für alles Unbekannte Zeit.
Selbst hochempfindlich pflastern Leichen ihren Weg. Die tatsächliche emotionale Verfassung der submissiven Körperflüssigkeitsaustauschpartner ist ihnen so egal wie der sprichwörtliche Sack Reis in China. Oft körperfanatisch, bleibt einer selten Anderes übrig, als dem Sekretfaschismus den Mensfaschismus entgegenzusetzen. Dabei ist die überspitzte Darstellung der polarisierenden Anti-Position in ihrer Reduktion durchaus ein Schlüssel.

(Mensfaschismus an)
Welch Unmut, wenn sie hören, dass dieses viehische Springen von einer Körperöffnung zur nächsten einem taumelnden Insekt gleicht, das den Weg zur Bienenkönigin verloren hat. Im Bestreben, den inneren, oft Jahrzehnte alten Schmerz zu betäuben, ersäufen sie ihn in Sekreten wie jeder Süchtige, ersäufen auch die Heilung wie ein Alkoholiker mit der morgendlichen Flasche. Der Zustand der Trockenheit, sowohl jener von der Sucht als auch jener seelische, von dem die Adepten berichten, ist ihnen zuwider. Die Angst, maskiert als Ekel, ist in ihnen fetter noch als das Übergewicht, das sie an Anderen verachten. Und darum nenne ich sie die Seelenfetten, die Emotionskrüppel, die entmannten Männer, die sich einen goldenen Phallus suchen gleich dem, den Osiris erhielt, nachdem Seth ihn zerhackte – aus Gründen, die ihn (Seth) sympathisch machen. Ein Substitut für den ansonsten überdeutlichen Mangel, der jedem Menschen von nur ein wenig Reife sofort ins Auge springt. Dieses Suhlen in Stagnation, dieses lasche Getriebensein von einer Blüte zur Anderen… funktionierend wie Drohnen.
(Mensfaschismus aus)

Somit vollkommen unkontrolliert, sind sie in keiner Weise in der Lage, „das Spiel“ dahingehend zu kontrollieren, ohne dass es - mal früher, mal später - in einem Scherbenhaufen endet. Das Zentrum von allem bleibt pubertierende Infantilität, hinter welch weltlich erfolgreichen Maske auch immer.
Die (oft frühkindliche) Wunde heilt nicht ab, das und nur das lassen sie auf keinen Fall zu… und wenn sie die Welt dafür in Trümmer legen müssten. Somit sind all die Kundgebungen ihrer Sympathie nichts als Kundgebungen von Launen. Wage nicht, das zu formulieren, es gibt ein Debakel. Im Grunde genommen sind sie Verräter an jeder menschlichen Übereinkunft zwischen Partnern – nichts mehr fürchtend als Verrat, was folgerichtig ist.

Ach, ich könnte noch mehr schreiben, vielleicht morgen; jetzt muss ich los.
Um einen kurzen Abschluss zu finden: Rauch sie in der Pfeife. „Balls“ findest Du bei einem ganz anderen Typus ;-)
(der jener ist, der nicht den Königsskorpion fürchtet, denn der ist analog dem Ehefrauenkuss – unter Anderem, wir sprachen am Tel. darüber)
Ich muss los, morgen mehr.


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