Montag, 4. April 2005

Sol II

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Sphinx

Astaroth.

Und von den Gewesenen bleibt Wesen.
Ganz so, als wenn wir lachten. Oder irgendwer die Flöte spielte.
Nein, ich sage Dir das. Nich es oder sie oder er. Die Bleibenden gingen ohne Harfen. Dort war Krieg. Du und Ich oder wir.
Wenn es ein Wir gibt, wird es Geschichte.


Rubrik: Tee mit Choronzon

Asherah.

Wenn Du nur eine Mohnknospe hast für mich, dann lass mich nicht warten. Der Traum wird uns umhüllen morgen schon.


Rubrik: Ulmenjahr

txt 13 (Fragment)

Ysaj floh in die Wildnis und ließ jenen Teil von sich zurück, den sie Jahre später unter Ulmenblättern wiederfinden sollte, erschöpft, zerrissen und verwundet. Sie hockte allmorgendlich auf dem gelben Berg und versuchte zu begreifen, warum die Ebenen ihr mehr und mehr abstossend wurden. Hier, in der Wüste, gab es keine Hyänen. Und mit der Abwesenheit der Hyänen verschwand allmählich auch ihre Verachtung, kauerte sich zusammen, schrumpfte, versteinerte zu einem Monument wie Ysaj selbst. Der Tod allein umschlich sie wie ein Schakal und sie schlug wütend nach ihm, wann immer sie seine Nähe erahnte. Ysaj lag in Fehde mit dem Tod und ließ es ihn spüren, denn er war das Vergängliche und Ysaj suchte das Beständige, welches der Tod immer anzunagen suchte mit adamantenen Hauern seiner Verbündeten, der Zeit. Seine beständige Lauer erregte ihren Zorn, seine Präsenz erwürgte die Unvergänglichkeit; nichts, worauf zu bauen war außer Sand und Staub und Mehl. Man kann auf sehr verschiedene Arten kämpfen; Ysaj beschloss, dass die effektivste Art immer die homöophathische sei und begann, den Tod in sich anzuhäufen, ihn einzusaugen wie Muttermilch und zu sammeln in jedem Atemzug. Alle Masken die sie später formte, die bunte Kleidung und die unzähligen Perrücken, jede Attrappe für die Ebenen war ein neues Regiment, das sie gegen den Tod führte. Sie besaß Kleiderschräke voll dieser Munition, Regale gefüllt mit Düften und Farben, Schubladen voll Wäsche aus Nichts. Die Spielzeuge Aphrodites lagen überall herum, verstreut mit den Büchern Athenes.
An einem klaren Morgen Anfang der Siebziger schlenderte Ysaj auf dem Spielplatz im Park herum und blickte zum Himmel, kindlich, übermütig, fröhlich. Stolperte über einen Ast und fiel. Da war ihre Fehde erneuert worden, ohne dass es Ysaj begriffen hätte. Jahre später, inmitten der Wüste, die das Leben aufhob und verbrannte, begriff Ysaj, plötzlich den Sturz im Park vor Augen. Sie beschloss, sich ein Tor zum Himmel zu bauen aus den Knochen des Schakals. Ysaj erklärte dem Tod den Krieg. Sie, die vom Leben rein gar nichts wusste.


Rubrik: Ulmenjahr


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