Kamel
Daubmannus behauptete, Prinzessin Ateh sei zu seiner Zeit noch immer am Leben gewesen, und ein Lautenspieler des 17. Jahrhunderts, ein Türke aus Anatolien namens Masudi, sei ihr begegnet und habe mit ihr ein Gespräch geführt. Dieser Mensch erlernte die Kunst der Traumjäger und befand sich im Besitz einer Art arbischer Version von einer chasarischen Enzyklopädie oder einem Wörterbuch, doch kannte er zur Zeit seiner Begegnung mit der Prinzessin noch immer nicht alle Ordnungswörter des Registers, so dass er das Wort Ku nicht erkannte, als es die Prinzessin erwähnte. Dieses Wort stammt aus dem Chasarischen Wörterbuch und bezeichnete eine Art Obst, und wenn er es begriffen hätte, wäre es Masudi aufgefallen, wer vor ihm stand, und er hätte sich alle späteren Bemühungen in seiner Kunst ersparen können; von der unglücklichen Prinzessin hätte er über Traumjagd mehr zu erlernen vermocht als aus jedem anderen Wörterbuch. Er aber erkannte sie nicht und ließ seinen besten Fang fallen, weil er dachte, dass er wertlos sei. Deshalb spie, wie eine Legende berichtet, sein eigenes Kamel ihm, Masudi, in die Augen
[Das Chasarische Wörterbuch, weibl. Exemplar - Milorad Pavic]
Texte
[Das Chasarische Wörterbuch, weibl. Exemplar - Milorad Pavic]
Texte
TheSource - 24. Mär, 13:16
Ku
Dahinter
An dieser Stelle war mir das Kamel des Anatoliers zum wiederholten Male derart sympathisch, dass ich die Passage kurzerhand einstellte :-)
(post scirptum/persönliche Notiz: Leider werde ich, wenn ich auf Ihren Usernamen klicke, zu meiner großen Enttäuschung auf die twoday-Startseite geleitet. Falls Sie einen blog haben würde ich mich über die url s e h r freuen)
Tröstlich
Wäre , schenkte man dem Autor Glauben, immerhin das Restrisiko wert... Danke für den Hinweis.
Noch anzumerken wäre
weiblich - männlich
PS ad post scriptum: Dieser Tage leider nicht. Bald einmal.
Das sind sie.
Die Kamel-Prinzessin-Traumjäger-Geschichten-Idee ist wunderbar. Machen wir uns an die Arbeit. Wenn Sie mögen, gemeinsam.
PS: Besitzen Sie denn auch "Landschaft in Tee gemalt" von Pavic?
Landschaft in Tee gemalt.
(Man halte uns zwei auch nicht für vermessen in der Spielerei, eine neue Geschichte samt Kamel zu zaubern. An Pavic werden wir uns sicher nicht messen können, nehmen wir ihn also als Inspiration)
Inspiration
Männlich oder weiblich? Oder beides? Ich lasse Ihnen die Wahl.
Männlich.
Das weibliche ist vergriffen (nur noch über Marketplace zu haben) - diese Tatsache hat etwas Charmantes.
Das weibliche Exemplar können Sie ja über den Marketplace zusätzlich bestellen. Zusammen wirken sie so homogen im Regal.
Pardon,
PS: Apropos Marketplace, da fällt mir die wunderbare Geschichte von Ali Shar und Zumurrud ein, die Sharzad in 1001 Nacht erzählt. Pasolini hat sie im gleichnamigen Film genial in Szene gesetzt, als Rahmenhandlung für weitere atemberaubende Geschichten von Verlust und Trauer.
Die Geschichte wurde u.a. im Yemen verfilmt.
Stellen Sie sich nur den Marketplace einer solchen Stadt vor.
Ein Bazar.
Teppichhändler, Teehäuser, Mocca auf dem Boden aus kleinen Tassen. Frau betritt einen Stoffeladen und verschleiert sich, um die Führer, Händler und Halbwüchsigen loszuwerden, die der Europäerin ihre Dienste aufdringlich anpreisen.
Grüne Oliven und Lammfleisch an der offenen Garküche. Und Männer mit stolz vor den Bauch gebundenen Dolchen.
P.S.: Beide
P.P.S.: Es gibt noch eine wundervolle Geschichtensammlung namens Tausendundein Tag. Soweit ich mich entsinne bei Insel erschienen. Mein doppelbändiges Exemplar ist leider seit dem letzten Umzug verschollen.
Ein alter Mann
Kemal lief vorbei und bremste im letzten Augenblick, als Jamal ihn rief. Tee, bring mir etwas Tee, Junge. Ächzend erhob sich der gewichtige Stoffhändler und prüfte den Wasserstand des Samowar. Etwas nachgießen. Als die Teeblätter das frische Wasser rasch dunkel färbten, seufzte Jamal. Diese ewig wiederkehrende Süßigkeit der Stunde. Die Stoffe am schmalen Eingang wären neu zu drapieren, die fast durchsichtige Seide etwas gefälliger anzuordnen. Später würde Majid Abdul vielleicht noch vorbeikommen und nach neuem Material für seine Kollektion suchen. Er hatte gute Verbindungen zum ausländischen Gesandten und dessen Gattin, einer nachweislich blonden und schmalen Engländerin, die immer tunlichst darauf achtete, ihrem Teint nicht durch allzu viel Sonne zu schaden.
P.S. Carlo Gozzis Geschichten von Tausendundeinem Tag?
Jemal Kuhi
Ad P.S.: Es ist die Ausgabe, die von Pétis de la Croix im 17. Jahrhundert für Europa entdeckt wurde. 1675 brachte er das Manuskript dieser Geschichtensammlung eines Derwisches mit nach Paris, das fertige Werk wurde von Lesage überarbeitet. Bald darauf wurden die Erzählungen von Gozzi und Lesage für Theaterstücke überommen und im Laufe des nächsten Jahrhunderts fügte man den originalen Geschichten aus "Tausendundein Tage" andere Erzählungen bei: aus dem Buch der vierzig Wesire, aus dem "Nouveaux contes orientaux" des Grafen Caylus, aus der Sammlung Cardonnes; hinzu kamen einige Erzählungen des Engländers William Bedloe und eine Reihe persischer Geschichten, die der Armenier Christopherus 1557 in Venedig veröffentlicht hatte. Weitere Erzählungen wurden dem Hammerschen Buch "Rosenöl" entnommen. Herausgeber bei Insel: Paul Ernst.
[Da habe ich jetzt eine Freundin bemüht, die ebenfalls ein Exemplar hat]
*
Nein, das ist nicht die neue Geschichte... denn ich warte noch auf Pavic, vielleicht mit der heutigen Post, man wird sehen, Inshallah. Nur eine unbedeutende kleine Gedankenfliegerei. Ich beobachte zu und zu gerne diese alten Männer, die in ihren Geschäften sitzen, deren körperliche Agilität sich über die Jahrzehnte ihrem Tun angepasst hat und die ihrerseits den engen Radius um sich herum philosophierend beobachten. Wobei mir natürlich der Inhalt ihrer Spekulationen völlig verborgen bleibt. Eigeninterpretation, wahrscheinlich noch nicht einmal richtig. Weiblich eben.