Mittwoch, 21. September 2005

Frauensache.

Das Laub umweht mich mit meinem Haar. Dort spüre ich den Herbst unmittelbar, der abendliche Bürstenstrich wird liebkosender, dort wirft sich Borstenhorn auf Menschenjahre, in jeder Strähne ein Tagebuch meiner Träume und eine Chronik meines Lebens; Zentimeter für Zentimeter eingeschlossene Zeit, die zwischen den Borsten glattgestrichen wird: Das Gelächter von 1998, schwimmend in der nächtlichen Adria; Stunden am Computer, umgarnt von trockener Heizungsluft und dem zärtlichen Maunzen der Katze; salzige Tränen aus vergessenen Tagen und vergessenen Anlässen; der herrlich vollmundige Sarde, königlich gekeltert, klammert die Abende bei Kerzenlicht und die Telefonate in der Dunkelheit auf einer eigenen Spur mitten in den sonnengebleichten Strähnen.
Es ist mein Haar, das sich erinnert.
Nikotinspuren, die Kälte auf den Weihnachtsmärkten, das bittere, karge Brot von 2000, Fahrtwind durch halboffene Fenster, der Duft des Frankfurter Flughafens im Januar. Schicht für Schicht Erinnerungen, jede Zwiebel, jedes Glas Wasser, jede Zigarette - Spuren.
Die Bürste fährt herbstzärtlich durch Oliven und Kaffeehäuser, Prosecco und Blicke, Schweiß und Herzschlag, Feste und simplen Knoblauch. Streicht durch Jahrzehnte, streicht das Leben gen Vergangenheit glatt, die Zukunft schon unmittelbar unter der Kopfhaut.


[Notat/Impression zur späteren, auszuarbeitenden Verwendung in "Ulmenjahr"]



Rubrik: Arbeitsnotate

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Der Eitle.

Er liebte Federn an seinem Hut.
Trugen Andere Federn, egal ob am Hut oder nicht, so war ihm dies unschicklich.
Dann lehnte er sich zur eigenen Feder und flüsterte:
"Das ist nicht anständig".


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