Der Brunnen.

Oder: Die tiefe Angelegenheit.

Der Brunnen.
Wenn Du einen verschütteten Brunnen aushebst oder in der Wüste nach Wasser gräbst ist das ebenso. Du gräbst und gräbst - und alles, was Du zuerst herausbeförderst ist Sand und Erde und Schlick und Schlamm. Am Wegesrand stehen die Zweifler, die Materialisten und die Zyniker, betrachten den Schlamm und kommentieren seine Untrinkbarkeit. Hilfe beim Graben wird zu einer Frage steuerlicher Absetzbarkeit. Wenn das Wasser tief liegt, ziehen die Monate durch Deine abgeschürften Hände.
Dies ist ein Speerstoss.

Die tiefe Angelegenheit.
Steht der Brunnen, tief und gepflegt, so findest Du Dich mit Deinem Eimer wieder, ins Dunkle blickend. Du kannst Dein Gesicht nicht im Wasser des Brunnens sehen, keine Widerspiegelung, Dein Flüstern wird zurückgeworfen und raunt keine Bilder. Das Naß ist kühl, ja: kalt.
Dies ist ein Kelch.

Dennoch gräbst Du.
Dies ist ein Pfeil mit einem Widerhaken. Und eine Fackel. Und ein Stern.



Rubrik: Stigmata
hab - 6. Apr, 08:34

Stösst du

auf Wasser, stehen die Materialisten wieder da.
Dies ist ein Übernahmeangebot.

albannikolaiherbst - 6. Apr, 08:57

Manchmal ist.

Aber kein Wasser d a . Dann lachen die Materialisten. Und haben auch noch Recht.

(Wir werden nie w i s s e n, ob wir tatsächlich Kunst geschaffen haben, bemerkte Gustav Mahler einmal. Wir werden es über unser Leben hinaus nicht wissen. Das ist das Risiko.)
hab - 6. Apr, 09:01

"Probebohrung im Himmel"

hiess da mal ein Versuch. Ein übrigens gelungener.
Markus A. Hediger - 6. Apr, 09:16

Stösst du

auf Wasser, hast du dich vergraben.
TheSource - 6. Apr, 10:15

Übernahmeangebote.

@ hab: Übernahmeangebote. Wussten Sie, dass mir gestern profunde 20.000 EUR geboten wurden, wenn ich aufhöre, zu rauchen? Oder wenn "irgendeine Hoffnung" gesehen würde in/bei mir? Nein, natürlich wussten Sie nicht. (Und das von jemandem, bei dem die Zweifler und Schakale selbst ums Haus schleichen).
Das ist das Übernahmeangebot aus mißverstandener Liebe: Werde ein Huftier - wo ich doch ein Vogel bin.

@ ANH: Wasser ist da. Sie alle und ich trinken es aus jedem Buchstaben.
Dann noch: "Wir kennen keine Kunst; wir machen alles so gut, wie wir es können", sagen die auf Bali.

@ Hediger: Wie unterschiedlich "Wasser" doch interpretiert wird. *lächelt


Leben.
albannikolaiherbst - 6. Apr, 11:36

Ich habe.

Aus Buchstaben niemals Wasser getrunken. Sondern versucht, mit Buchstaben Wasser zu m a l e n. Mais ceci n'est pas une pipe.

(Kein Satz, so schrieb ich einmal, reiche jemals an die Gegenwart eines Glases Wasser heran.)
hab - 6. Apr, 11:53

wasser. malen. gläser. schalen.

nur weil ich darin gerade stecke (Jaccottet, Philippe. - Der Pilger und seine Schale : Giorgio Morandi ) und es farblich so schön zu ihrer seite passt, muss ich bei diesem diskurs an genau dieses bild denken



zum übernahmeangebot: vielleicht in ihrem fall (im falle des bieters) eine illusionsform von reststärke oder noch-handlungsfähigkeit. eine art kompensationsübersprungshandlung , ... was die schakale erklären würde.
TheSource - 6. Apr, 13:36

weniger.

Eher eine Art so vollkommen anderes Naturell, dass die Essenz meines nicht begriffen wird.
Exkurs - 6. Apr, 12:57

Und stösst man

wider Erwarten doch auf Wasser werden einige der vormaligen Zweifler, Materialisten und Zyniker Dir auf die Schulter klopfen und gönnerhaft sagen: "Ich habe es immer gewusst, Du schaffst es.....". Wendehälse.

TheSource - 6. Apr, 13:24

Möglich.

Wobei ich das gar nicht meinte.
Wir können nicht anders. Wir müssen graben und das essentielle Wasser unserer Selbst freilegen. Das ist unsere Natur.
Es muß nicht verstanden werden. Oder nachvollzogen.
Wir können nichts Anderes sein, als wir sind. Nur mit diesem "Wasser" sind wir vollständig, intakt, homogen, authentisch - ganz.

(Wohl wissend, dass sogar im Brunnen selbst nur noch ein Geheimnis hinter einem Geheimnis hinter einem Geheimnis sein mag. Denn er spiegelt unser Antlitz nicht. Er reicht tief hinein in die Erde, aus der wir "geboren" - ich vermeide "erschaffen" jetzt bewußt.)
JLCores - 7. Apr, 06:15

Hermetischer

Brunnen.
TheSource - 7. Apr, 10:59

In der Tat.

[Verbirgt sich unter diesem neuen blog der, von dem ich es annehme?]
Morgenlandfahrer - 6. Apr, 13:47

Die Quelle

Durchtränkt sie doch die Erde und der Kundige sieht, was sie vollbringt. Im Kleinen, doch versickert sie wieder, da ihr die freie Bahn fehlt. Der Sand, der Schlamm, fruchtbarer Boden und zugleich Hemmnis, an der Oberfläche, spenden Leben, doch verhindern sie die freie Entfaltung, erst wenn sie freigelegt, kann der Fluß entstehen, sich entwickeln, in das große Meer mäandern.
Danke für dieses wunderbare Bild...

Trackback URL:
https://snafu.twoday.net/stories/611452/modTrackback



Join the Blue Ribbon Online Free Speech Campaign


Arbeitsnotate
Buch des Monats
Chatlogs
Chronik des laufenden Wahnsinns
Distichen
Expressionen
Ging-tse
Illuminati
Impressionen
Inspirationen
Nada
Netztrash
Notate
Poems
Poetologie
Prometheus
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren