Demiurgenkritik (Delta)

Aus der Niederschrift Liliths, Eschen:

Henoch machte sich auf nach dem Garten, durch die Wüste und an den Behausungen Adams und seiner Kinder vorbei, die nie außer Sichtweite der Mauern Edens gingen.
Am Eingang angekommen blickte der Seraph auf Henoch herab und fragte: "Wer bist du, der du diesen verbotenen Zugang verlangst? Weiche von der Schwelle, denn ich werde dein Leben mit Feuer auslöschen, so du deinen Fuß auf sie setzest".
Henoch erwiderte: "Ich bin Henoch, Sohn des Kain, und Er setzte meiner Sippe Stirn das Zeichen, auf dass niemand uns anrühre".
Da erblickte der Engel das Mal auf Henochs Stirn und wagte nicht, die Hand zu heben gegen den von Ihm Gezeichneten. Henoch betrat Eden und aß vom Baume des Lebens in der Abenddämmerung. Die Kerne der Frucht warf er unter die Eschen.


[Prometheus I: The Lilith Files by Source. 2005]
Markus A. Hediger - 31. Mär, 11:52

Henoch zurückzuführen

an die Pforte Edens und den Seraph zu überlisten mit dem Kainsmal: als ich das las, musste ich lachen wie ein Bub, der sich diebisch freut über einen gelungenen Streich! Chapeau...
Gespannt bin ich auf die Folgen der Frucht, die Henoch vom Baum des Lebens ass...

anne-sophie - 31. Mär, 11:58

Paria

Ich dachte mir schon immer, dass die Tatsache, ein Unberührbarer zu sein, auch Vorteile hat. Die Frage, die sich mir allerdings stellt: wie verfährt der Geber des Mals weiterhin mit diesem von Ihm Gezeichneten? Hat Er sich selbst damit ein Tabu geschaffen? Etwas, das Ihn bezwingt?
TheSource - 31. Mär, 12:03

Dies ist

die erneute Emanation des Trickstergottes, wie sie - in archaischerem Archetypus - schon in der Schlange auftritt. Auch: Die Geburt von Intelligenz im etymologischen Sinne: intellegere = dazwischen liegen (somit: Verbindungen und Vernküpfungen schaffend ohne an die bedingende Polarität gebunden zu sein); Merkur, Hermes Trismegistos*, Hanuman, Loki usw.
Tatsächlich aber führte ich Henoch gar nicht an die Pforte von Eden.
Er ging nach Eden und er aß von der Frucht.

[*in weiter gefasstem Sinne auch Ouranous, der Himmel, das Grenzenlose; nicht ohne Grund beschnitten und entmannt von Kronos, dem Gefüge von Raum-Zeit. Da es sich hier in gewißer Weise um einen kabbalistischen Text handelt, müssen die drei verbindenen "Elemente" auftreten: Der Narr (Geist im Sinne von Unschuld und Energie, Das Wort, "Luft" - Odem), Der Magier (Merkur) und - noch nicht auf den Plan getreten -: Die Kaiserin (Venus)]
TheSource - 31. Mär, 12:06

@ Anne-Sophie

In der Tat hat er - und dies schon zuvor, als er nämlich Mensch "nach seinem Bilde schuf".
Kain, nun selbst ein Gottos - die alte Geschichte der Emanzipation durch Geist, "der im Herzen wohnet" - und die Weitergabe und somit Evolution der ganzen Angelegenheit in Kains Nachkommen.
Denn Kain hatte dem Gottos noch blind gedient. Henoch aber wollte wissen, nämlich: alles.

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