Probe

"Wie wäre es, die Hoffnungen zu tauschen, nur für einen Tag?
Wir tauschen sie hier und jetzt und leben sie für diese vierundzwanzig Stunden.
Morgen treffen wir uns wieder und werden wissen, ob sie Sinn haben, dann haben wir die Probe gemacht".


Arbeitsnotate
Markus A. Hediger - 12. Jan, 14:08

Bevor ich diesen Tausch mit Ihnen einginge:

würde ich doch noch einige Fragen zur Versuchsanordnung beantwortet haben wollen:
Woher die Gewissheit, dass 24 Stunden ausreichen, um den Sinn einer Hoffnung zu erkennen?
Was tun, wenn man nach 24 Stunden erkennt, dass eine Hoffnung sinnlos war?

(Ganz abgesehen davon, dass es ein gefährliches Experiment ist, das Sie da vorschlagen: Wenn man Hoffnungen tauscht, tauscht man unter Umständen sein Leben mit ein.)

TheSource - 12. Jan, 17:03

Es gibt keine Gewißheit,

noch gab es sie je. Was zu tun ist, wenn nach einer bestimmten Zeit die Hoffnung als sinnlos (an)erkannt wird, ist schwer zu beantworten. Die Hoffnung begraben? Sie durch eine andere Hoffnung ersetzen? Hoffnungslos bleiben? Hoffnungslos gehen? Ich weiß es nicht.....
Dies ist die Idee zu einer Erzählung, die mir heute bei einem Messenger-Gespräch kam und nicht nur sehr willkommen war, da ich mehr Erzählungen als bisher fertig sind "brauche", sondern die Idee gefiel mir als solche außerordentlich, fesselte mich sofort. Sie sagen, dass es ein gefährliches Experiment ist. Schlagen Sie einen extremen Plot vor?
Ein Letztes: Sie würden gar nicht tauschen wollen, glauben Sie mir. Noch ich Ihnen dies antun.
Markus A. Hediger - 12. Jan, 17:21

Zum Plot:

Schriebe ich diese Erzählung, ginge es wahrscheinlich um alles. Wenn man mal damit zu spielen beginnt, welche Hoffnungen möglich sind, und diese dann durch die Figuren tauschen lässt, so dass dann jeder Hoffnungen hat, die so gar nicht auf ihr Leben passen, dann wird die Geschichte sehr schnell sehr existentiell. Aber ich denke, es sind auch subtilere Varianten möglich.

(Weshalb würden Sie mir Ihre Hoffnungen nicht antun wollen? Weil Sie befürchteten, es liefe auf einen extremen Plot heraus?)
TheSource - 12. Jan, 18:02

Vielleicht geht es bei unseren Hoffnungen

tatsächlich um alles, vielleicht sind sie existentiell. Es könnte dahin führen, dass jemand die Hoffnung nicht zurücktauschen möchte, oder aber, dass der Wahnsinn ebenso existentiell in die Handlung einzieht wie der Tausch der Hoffnung(en). Dies wären Extreme und das Thema gibt noch eine Menge anderer Extreme her: Vom nachfolgenden Verbrechen über Suizid bis hin zur Illumination.
Die Kernfrage ist, inwieweit es das Leben wirkich beeinflusst, wenn die Hoffnungen plötzlich die eines/r Anderen sind.

(Das befürchte ich nicht nur, ich meine, mir sicher zu sein)
parallalie - 12. Jan, 15:58

immer noch einmal schlafen, dann erfüllt sich die hoffnung, die ein jeder für den andern hegt, immer noch einmal schlafen, und sei's die hoffnung, die ein anderer hofft, daß du sie hegst, immer noch einmal schlafen, und sei's hoffendlos

TheSource - 12. Jan, 17:06

schlafen. bis der traum die hoffnung gebiert. oder du. oder ich. schlafen.
Exkurs - 12. Jan, 17:29

Hoffnungen tauschen

wie auf einem Marktplatz Geld gegen Gemüse? Oder an einer "Börse der Hoffnungen" Geld gegen Aktien? (Wobei die Börse ja immer ein Ort der Hoffnung ist *g) Bestünde nicht die Gefahr, dass es sofort Leute auf den Plan riefe, die aus diesem interessanten Experiment versuchten Kapital zu schlagen? Damit wären dann unsere Hoffnungen nur noch Objekt... und wir seelenlos. Wie die Makler, die sie handeln würden.

Markus A. Hediger - 12. Jan, 17:37

Das ginge nur

(Geld gegen Gemüse, Geld gegen Aktien > Geld gegen Hoffnungen), wenn man die Hoffnungen des anderen kennen würde. Dann wäre es kein Experiment mehr, sondern Handel. Spannend wäre es nur, wenn man keine Ahnung hätte, worauf man sich einlässt...
Exkurs - 12. Jan, 17:57

Es geht ja um ein Experiment,

ohne Kenntnis der Hoffnungen. Das macht den Reiz ja aus. Wollte man nun die Hoffnung vorher prüfen wollen, sich kundig machen oder ggfs. sogar vergleichbar, ob sie dem eigenen Gusto entsprechen, müssten sie in irgendeiner Art bewertbar werden. Normiert. (Nun sehe ich gerade normierungswütige EU-Kommissionen schwitzend über Verordnungen brüten... oder Finanzminister, die sich ebenfalls einen Beitrag für ihre klammen Kassen er"hoffen"). Wie würden dann Hoffnungen bspw. bilanzrechtlich gewertet werden müssen? Sind sie abschreibungsfähig? Schliesslich schreiben wir unsere Hoffnungen ja manchmal ab *g. Ich will es hier nun nicht auf die Spitze treiben... aber interessant sind solche Überlegungen allemal ;-).
Markus A. Hediger - 12. Jan, 18:05

Das ist ja schon verrückt:

Kaum bringt man das Geld ins Spiel, steckt man plötzlich wieder mitten im Alltagssumpf (Gesetze, Steuern, Gewinnoptimierung etc).
Der Hoffnungstausch macht genau das Gegenteil: Er stösst den Tauscher in einen komplett neuen Raum: Plötzlich ist der Lebensantrieb ein komplett anderer, plötzlich wechselt die Richtung, in die die Hoffnungstauscher ihre Leben treiben, Verhaltensmuster, Interpretationsmodelle funktionieren nicht mehr, weil sie sich bislang an etwas völlig anderem ausrichteten und ausbildeten... Ich glaube, manch einer verlöre in den 24 Stunden den Verstand.
TheSource - 12. Jan, 18:07

Meine Herren *lacht

Bevor Sie hier ein Hoffnungs(handels)imperium bauen, bestehe ich darauf, dass ich 51% davon halte - nur um das gleich klarzustellen ;-)
@Exkurs: Das ist ein sehr futuristischer Ansatz, der Handel mit Hoffnungen, so pragmatisch er auch daherzukommen vermeint. Überlegte grade kurz, ob die Erzählung als SF, eingebettet in eine futuristische Welt, in der so etwas möglich ist, reizvoll wäre, denke das aber nicht. Allerdings gibt es sicher als Hollywood-Drehbuch was her.
Ich stimme aber dahingehend zu, dass der "Thrill" bei einem Handel gerade das Unbekannte wäre.

@Hediger
Ich glaube, manch einer verlöre in den 24 Stunden den Verstand.

Das glaube ich auch.
Aber die interessanten Ereignisse würden beginnen in der Sekunde beginnen, wenn er ihn wiederfände. Oder auch nicht - beides hat ja so viel Reiz (erzählerisch).
Markus A. Hediger - 12. Jan, 18:12

Nein. Ja keine SF-Geschichte!

Aber - um Himmels willen - schreiben Sie die Erzählung. Sie haben mich jetzt wirklich hungrig danach gemacht. Der Stoff gefällt mir ausnehmend gut!

(Sollten Sie die Geschichte nicht schreiben, bitte lassen Sie es mich wissen. Die Idee ist zu gut, um nicht genutzt zu werden. Sollten Sie die Geschichte schreiben (und bitte tun Sie's), lassen Sie mich bitte wissen, wann und wo sie gelesen werden kann. Ich bin jetzt wirklich gespannt!
TheSource - 12. Jan, 18:29

Nachtrag.

In der Tat grenzt es viel mehr an Wahnsinn, was passiert, sobald Geld ins Spiel kommt als das, was einem möglichen Protagonisten bei einem Hoffnungstausch erwartet. Hier schrieb Exkurs in einem Kommentar, es sei das Geld, das die Erde verbrannt habe und diese Aussage trifft ins Schwarze.

Ich werde diese Geschichte schreiben. Und sie vollständig hier einstellen, der Hoffnung gewidmet.
guanako - 13. Jan, 00:19

man müsste nur...

...das system verändern, und den handel mit 'hoffnungen' gäbe es schlicht nicht mehr...
(aber das ist eine andere geschichte)
Exkurs - 12. Jan, 18:47

@ Hediger

Sie haben recht, es wäre ein neuer Raum. Dass er komplett neu ist, glaube ich nicht. Zweifellos werden sich aber Sichtweisen und Einstellungen, moralische Werte usw verschieben. Anderes wiederum bliebe wie vorher, z. B. bliebe ein Gesetzesverstoss nach wie vor ein solcher. Allerdings könnte es sein, dass sich die Einstellung zu ihm ändern würde, weil sich eben die Werte verschoben.

parallalie - 12. Jan, 18:58

hoffnung ist ein traumland ohne geldwert. hoffen beruht auf eigenwert, der nicht mit einer goldwaage bewertet werden kann. hoffens tauschwert mißt sich an der stärke des windes, den man zu spüren vermag. windig ist's zu hoffen. dennoch gibt es starke winde.
TheSource - 12. Jan, 20:48

der sturm der sturm barst dort es auf
dort dort!
wo schlaf sich schlief und mir die hoffnung träumte
mich in sie und dich herbei
Blogzombienchen - 12. Jan, 21:07

Sehr schöne Idee, das mit den getauschten Hoffnungen. Leider in der Praxis kaum umsetzbar.
Ich würde auch gerne mal mein Leben mit jemandem tauschen und sei es nur um zu sehen wie es sich als jemand anderes lebt. Aber auch sowas ist kaum machbar, oder allenfalls mit einem richtig guten Freund und auch dann nur wenn keine dritten Personen wie Arbeitgeber oder Partner davon betroffen wären.
Ja und ich schätze viele von uns wären nach so einem Tag froh ihre altvertrauten Lebensprobleme zurückzubekommen ;-).
Grüße von der Untoten

neo-bazi - 13. Jan, 00:16

Ich glaube nicht, daß man Hoffnungen tauschen kann. Weil es sie nicht gibt. Wie den Regenbogen.

guanako - 13. Jan, 00:21

wie?

Sie haben gar aufgegeben, träume lebendig werden zu lassen?
hoffnung gestorben, wie die regenbogenforelle?
neo-bazi - 13. Jan, 00:25

Nein, ich gebe nie auf. Wir sehen ihn ja, den Regenbogen. Trotzdem gibt es ihn nicht.
guanako - 13. Jan, 00:31

ich kann ihn anfassen.
Sie nicht?
neo-bazi - 13. Jan, 00:41

Nein. Auch nicht hören, riechen oder schmecken. Es ist wie mit Licht und Schatten. Sie sind ganz einfach da.
TheSource - 13. Jan, 11:34

Kollektive Hoffnung(en)

Guanako stösst hier eine andere Ebene des Gedankens an, nicht minder interessant. Am Feedback auf diese leise kleine Idee erkenne ich wieder einmal, welch Kraft dem Geist innewohnt - und dem Wort. Wie Feuer vom Himmel und dann rund um die Welt. Prometheus. Schauen Sie.

bvl - 13. Jan, 17:05

@ bazi

sie geben nie auf? doch wohl nicht wegen der hoffnung? ;o)

neo-bazi - 13. Jan, 22:59

Nein, nicht wegen der Hoffnung. Weil die Wirklichkeit nicht immer die Wahrheit ist, deshalb

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