Hekate. Morgenpoetik

Da setzte Amor einen entscheidenden Streich
gleich einer lebendigen Klinge aus dem Hinterhalt:

Ich stand in der Küche
vor dem zweiten Kakao des Morgens
als das Bimmeln des Messengers ertönte
und mir wurde ganz plötzlich klar
wie ich da so stand und in
meiner Tasse rührte
wie einsam ich war
bevor ich Dich traf
Grau - 19. Nov, 15:23

"Versuche Dir mal vorzustellen, was das Gegenteil von Einsamkeit ist. Denk nach..."
http://grau.twoday.net/stories/1164024/

TheSource - 19. Nov, 16:51

Diese Party hatte ich schon. Autonom, autonom.
Aber das meinte ich nicht.
Grau - 19. Nov, 17:41

Dachte ich mir. Wollte dem Stachel die Spitze nehmen.
Wahrnehmungs- und hirnpysiologisch ist der Mensch ein selbstorganisiertes System. Mithin von Natur aus einsam.
BTW: bin Gemeinschaftstier. Kann ohne soziales Umfeld nicht überleben. Glaube ich. Muß ich ja auch nicht, solange ich nicht in Guantanamo lande.

TheSource - 19. Nov, 18:14

Aber warum wollten

Sie dem Stachel die Spitze nehmen?
Verstehen Sie mich nicht falsch: Natürlich haben Sie recht insofern, dass der Mensch ein selbstprogrammierender Realitätenschöpfer ist. Diesen alten Hut kräht momentan jedeR als neue Weisheit von den Dächern, die Erkenntnis ist seit Jahrtausenden Teil der Menschwerdung an sich.
Den Stachel nehmen wäre Diebstahl an der Erfahrung und somit auch Diebstahl an der Entwicklung. Aber dies nur am Rande, denn das Thema ist kein psychologisches. Auf einem literarischen Blog ist das Ziel eben dann erreicht, wenn Sie den Stachel spüren. Und ihm, vielleicht, sogar die Spitze nehmen wollen, weil der Text Sie involviert - im (selbsterschaffenen) Innern.

P.S.: Ganz zu schweigen davon, dass dieser Stachel Amors schöne Klinge war. Hier: Der Geliebte ist im Messenger.
nestor - 19. Nov, 18:58

wohltuend,
er möchte es auch (wieder) fühlen, denken....

Grau (Gast) - 19. Nov, 21:12

Aber warum so aufgebracht? Mit Verlaub, Nicht den Stachel wollte ich nehmen, sondern seine Spitze. Und mein Stachel hatte, nochmals mit Verlaub, nichts mit Amors Pfeil zu tun. Vielmehr liegt doch in jeder Liebe das Scheitern als Samenkorn. Also spürte ich im Nachleben ihres Gedichtes genau das: der Stachel des Scheiterns einer Partnerschaft. Oder gleichermaßen: das Fehlen derselben.
Insofern ist es für mich ein Trost, daß ich auch ohne Zweisamkeit ein ganzer Mensch bin, sein kann, sein sollte.
Insofern ist das Nehmen der Spitze des Stachels kein Diebstahl an der Erfahrung sondern die Ergänzung durch Erfahrung der Entwicklung.
Insofern war mein Kommentar auch nicht der Zweifel der Aussage Ihres Poems, sondern die Ergänzung.
Und, zum dritten Mal mit Verlaub: trennen sie psychologisches Erfahren von lyrischem Erfahren?
Einigermaßen verwirrt Aber mit Hochachtung

Grau
TheSource - 19. Nov, 23:14

Ich glaube, das Mißverständnis ist komplett. Aufgebracht? Mitnichten.
Verstehen Sie bitte meine Aussage: Es ist eben das, was Sie selbst anmerkten, was Ihre (durchaus erwünschte) Interpretation erst initiiert: Das Persönliche. Ihr Persönliches, das Sie - natürlich - als Leser mit einbringen. Insofern gestalten Sie den Text auf Ihre Weise und jedeR LeserIn wiederum auf die eigene. Rein objektiv könnte man bspw. anmerken: Einsamkeit muss nicht aus einem Scheitern resultieren, Partnerschaft muss nicht Scheitern als Keim innehaben, usw. usf. Das ist jedoch nicht wichtig: Es ist nicht Ziel von Stigma, den Filter vorzugeben, tatsächlich ist er ja als individuelle Dynamik hocherwünscht.
Zum Psychologischen und Literarischen: Die Trennung vollzieht sich nicht innerhalb der Erfahrung sondern innerhalb der Methodik. Nicht mehr - aber auch nicht weniger. Darum fordert Letztere (die der Literatur) die Spitze, wo die Psychologie sie ev. ablehnen würde; fordert die Schärfe der Formulierung, um zu berühren, ins Zentrum der Empfindung und Wahrnehmung zu treffen: zu bewegen.
Dahingehend sind Ihre Kommentare und Ihre Sichtweise mehr als nur willkommen.

"Insofern ist es für mich ein Trost, daß ich auch ohne Zweisamkeit ein ganzer Mensch bin, sein kann, sein sollte".
Ich denke nicht, dass ich ohne genau diese von Ihnen geschilderte Sicht- und Herangehensweise überhaupt den Poem hätte formulieren können. Authentizität kann zuweilen hohe Preise fordern - und dennoch ist es unverzichtbar, die Erfahrung zu machen. (Das war jetzt null psychologisch ;-) ) Und das ist auch gemeint mit: Dem Stachel die Spitze nehmen ist Diebstahl an der Entwicklung. Das Leben muss genommen werden wie der Kelch im Luna-Ritus von Eleusis. Vollständig.
Herzlichen Gruß.
TheSource - 20. Nov, 00:17

@Nestor

Ist mit "er" Nestor gemeint?
grau (Gast) - 19. Nov, 23:55

Verzeihen Sie meine Wortklauberei. Ich kann auf ekle Art und Weise Sophist sein aber im eigenen Kopfkino habe ich mit eine Dauerkarte in der ersten Reihe, ob Lyrik oder Prosa ist unerheblich. Nie hätte ich die literarische Disposition kommentieren wollen. ich bin als hoffnungsloser Prosaist lyrischer Analphabet. Letzlich war es eine (vielleicht beliebige) Assoziation auf den Einsamkeitsaspekt. Und deshalb bestehe ich, entschuldigen Sie die Impertinenz, auf das Abbrechen der Spitze des Stachels.
Falls das Leben so genommen werden müsste, wie von Ihnen beschrieben, wäre Medizin und Psychotherapie ohne Belang. Gerade die Reflektion von Entwicklung (und damit ihre Manipulation, Diebstahl?) nimmt bei mir einen gut Teil von Leben ein. Schmerzlich oft und lehrreich selten :-)
Ich gebe allerdings dazu, daß der alte (in meinem Falle) Adam seinen Teil verlangt und der Verstand gleichsam tautologisch an sich zweifelt, was eigentlich nur in Liebeshändel vorkommen sollte. Vielleicht sind das die lebenswerten Augenblicke. Allerdings sind sie auch ein Luxusproblem.

TheSource - 20. Nov, 00:06

Lacht.
Sie können ja für Ihren Teil auf dem Abbrechen der Spitze bestehen - so wird das Poem/der Text in und bei Ihnen diesen abgebrochen haben und auch das mit dem Stolz der Berechtigung.
Zum Kern des Diebstahls: Reflektion von Entwicklung erfordert ja grade die Erfahrung, wenn diese verhindert wird, d a n n handelt es sich um den Diebstahl an Entwicklung, da in dem Falle nichts zu reflektieren wäre. Oder, simpel: Es ist selten jemandem geholfen, wenn man ihm/ihr irgendetwas ersparen will. Das Paradebeispiel in diesem Zusammenhang wäre sicherlich ganz plakativ die begluckende und damit alles überschattende Mutterfigur: Gut gemeint und nichts erreicht. Sic: Die Aussage ist nie absoulut, daher auch der Verweis auf Eleusis.

P.S.: Literarisch gesehen war die Stachelspitze jedoch insofern ein Erfolg, als dass sie Sie zu intensiver Assoziation animierte.
bvl - 20. Nov, 00:13

eleusis. luna.

had!
"ertraget den kelch des trankopfers!"
und er geht herum und herum und herum.....
TheSource - 20. Nov, 00:17

evohe! evohe!

Sie Gedankenleser :-)

Nachtrag: Habe nachgelesen: Da steht sogar "Erduldet".
(Ich glaube ich war - und das als Weinliebhaberin - beim achten oder neunten Kreisen wirklich bedient. Am liebsten hätte ich zum Herold gesagt: "Nimm Deinen Trankopferkelch und steck ihn Dir sonst wohin!" *feix (Das Ding war auch noch so groß, da passten locker 1,5 Liter Wein hinein und so kreiste es ständig unter der heroldischen Litanei: "Erduldet den Kelch des Trankopfers!" Nachgefüllt hat er auch). Aber dann wurde mir klar: Ich muss ihn nehmen (erdulden!) - und so gut wie möglich nüchtern bleiben)
bvl - 20. Nov, 09:39

h. meinte einmal: mit dem overkill kriegst einen alkoholiker trocken.
lange her aber ich glaub ich hab nur genippt jedes mal :o)

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