Samstag, 17. September 2005

Herbstmorgen.

JESENJE JUTRO

Obukoh se.
Prozoru priđoh,
A vani: jesen.
Moj prijatelj uđe u mokrom kaputu
I cijelu mi sobu namiriše kišom.
Ne veli ni: zdravo!
Sjedne.
Zanesen
Izusti: „Jesen“.

Ta riječ je bila tako svježa
Ko naranča na grani
Nakon kiše.


HERBSTMORGEN

Ich ziehe mich an.
Trete ans Fenster,
Als draußen: der Herbst.
Mein Freund kommt herein im nassen Mantel,
Tränkt mir das ganze Zimmer mit Regenduft.
Sagt nicht mal: Hallo!
Setzt sich.
Hingerissen
äußert er: „Herbst“.

Das Wort war so frisch
Wie am Ast die Orange
Nach dem Regen.


[Dobriša Cesarič]


Übersetzungen



orange-petals-1

Silvester. Fragment 1

Zagreb, 18.12. 2001

Die bis auf den letzten Platz gefüllte Tram spülte sie an, spülte sie mitten in sein Augenmerk, in seinen schweifenden Blick, plötzlich aufgefangen vom Erstaunen ihrer Züge, der aufblitzenden Freude, ein Winken, sie rief seinen Namen, winkte freudig mit dem Handschuh um seine Aufmerksamkeit, die längst schon ihr allein gehörte, schwamm durch die ineinander rückenden Menschen, die gedrängten Leiber auf ihn zu, während er nur da stand und sie anblickte. Überrascht stellte er fest, dass er erwartet hatte, ihre Mimik verändert zu finden, vielleicht etwas Asche in ihren Mundwinkeln oder verborgene Runen auf ihren Wangen, die nur er sehen könnte und die ihm erzählen würden d a v o n. Er suchte ihr Gesicht noch nach Spuren ab als sie schon vor ihm stand. Die Tramvaj bog da in die Ilica ein, einige Leute drängten zu den Türen und drückten sie beiseite, er starrte mit trockener Kehle, sein Herz schlug, als könnte er es mit einem Würgen ausspucken und mit ihm die Erinnerung, starrte auf ihre Stirn, ihren Hals, die Nase, die Schläfen, die Wangen, und fand ihr Antlitz so vertraut als wären nicht Jahre sondern Tage vergangen. Die Wärme dieser Empfindung blitzte kurz auf, dann ballte der Klumpen sich wieder, stieg unaufhaltsam in Richtung Zähne, zerriß das weiche Gefühl im Rachen und drückte den Atem so flach wie ein Knebel.
Zur Salzsäule Erstarren: Auf einen Moment geballtes Leben, das herausgepreßt wird wie Saft aus einer Zitrone; übrig bleibt eine Hülle, etwas Kraftloses, das in Linie Sieben der Zagreber Tramvajwerke nahe der Tür steht und starrt, brennend hohl. Ohne Atem für ein Wort. Dafür brüllt es sich aus den Augen. Und die Frau, ein wenig außer Atem, über dem roten Schal schon den Mund öffnend zum Gruß, verstummte vor dem ersten Laut.

Blickte ihm direkt in die Augen. Ein unmerkliches Weiten der Pupillen. In diesem Blick brannte er aus. Das, was noch übrig war von ihm. Vollständig. Nur das Erinnern, das nicht. Das würde diesen Moment für immer festhalten in täglich neuer Inszenierung.
Da war er ausgestiegen, eine Haltestelle nach ihr, die ohne ein Wort sich abwandte und floh; nur er konnte die Flucht in ihren stoischen Schritten sehen; sah, wie der Handschuh, maulbeerrot, fiel. Hob ihn aus dem Salz und dem feuchten Winterschmutz der Tram, floh ebenso hölzern und mechanisch. Acht Haltestellen lief er und war so leer, dass er nur die Tramvajs der Linie Sieben zählte, die an ihm vorbeifuhren. Konnte keinen Gedanken fassen. Stapfte monoton durch das schnell fallende Dezemberlicht, das von überall angebrachter Weihnachtsbeleuchtung durch die Nacht gerettet wurde. Wenn er wäre wie der Schnee, dachte er schließlich, auf die dichter werdenden Flocken blickend, dann könnte er es einfach bedecken, verschlucken mit einer Ruhe aus Vergessen und Weiß. Und irgendwann schmelzen, einem neuen Frühling weichen.



[Fragment aus der Erzählung "Silvester", die grade entsteht. Da ich unterwegs bin und es nicht speichern kann, hinterlege ich es vorläufig hier]



Rubrik: Arbeitsnotate

Laub.

Dionysos lernte Akkordeon spielen auf einer Klaviatur
aus Mänadenseelchen und dem Wüten ihres Lebensrausches.
Im Busch unter der Ulme kicherte Pan.


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