Mittwoch, 6. April 2005

Der Brunnen.

Oder: Die tiefe Angelegenheit.

Der Brunnen.
Wenn Du einen verschütteten Brunnen aushebst oder in der Wüste nach Wasser gräbst ist das ebenso. Du gräbst und gräbst - und alles, was Du zuerst herausbeförderst ist Sand und Erde und Schlick und Schlamm. Am Wegesrand stehen die Zweifler, die Materialisten und die Zyniker, betrachten den Schlamm und kommentieren seine Untrinkbarkeit. Hilfe beim Graben wird zu einer Frage steuerlicher Absetzbarkeit. Wenn das Wasser tief liegt, ziehen die Monate durch Deine abgeschürften Hände.
Dies ist ein Speerstoss.

Die tiefe Angelegenheit.
Steht der Brunnen, tief und gepflegt, so findest Du Dich mit Deinem Eimer wieder, ins Dunkle blickend. Du kannst Dein Gesicht nicht im Wasser des Brunnens sehen, keine Widerspiegelung, Dein Flüstern wird zurückgeworfen und raunt keine Bilder. Das Naß ist kühl, ja: kalt.
Dies ist ein Kelch.

Dennoch gräbst Du.
Dies ist ein Pfeil mit einem Widerhaken. Und eine Fackel. Und ein Stern.



Rubrik: Stigmata


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