Schmetterlingsclan

Samstag, 20. Januar 2007

Lieber Freund, die Eulen

Ich bin an den Eulen gescheitert.
An diesen Nachtwesen, so spezialisiert, so ausgeformt und daunig befiedert und ich, noch im Kokon und voller Furcht um meine Schemtterlingsflügel. Ich bin an den Eulen gescheitert mit jedem Tag, der verstrich. Schweigende Musen. Beim Zigarettenholen, im Vorbeigehen, der aufdringliche Geruch falsch gewählten, billigen Rasierwassers von jugendlichen, bartlosen Gesichtern. Ihnen folgten rauchende, stark geschminkte Mädchen, alles was sie über Eulen wissen, haben sie aus Harry Potter. Wochenlang schlich ich durch die Parks der Stadt, wenn niemand mich vermißte, bei Nacht. Einen Kauzruf zur Hoffnung. Zwischen schlafenden Tieren aus Stahl und bunten Nashörnern eindringliche Reklamen ohne Stimme. Die Zugvögel schon lange fort, sie lassen ihren irgendwo entflohenen tropischen Verwandten zurück, dessen Stimme gegen den Winter zittert. Ich sperre den Winter aus, damit die tropischen Rufe am Morgen nicht verklingen. Jeden Morgen horche ich bang. Der Winter antwortet mit Stürmen, ich suche weiter. Mein Kokon will nicht wachsen. Ich kann mir keine Eule mehr vorstellen. Sie sind sämtlich ausgestorben in meiner Welt der weißen Kokons und weißen Laken, der klinischen Sauberkeit, der fehlerhaften Gerüche. Oh, ich weiß, was ich früher getan hätte. Ein Blick in den Spiegel hätte mir eine Eule gezeigt oder eine Feder, ein Kind oder eine Königin. Jetzt erblicke ich nur seßhafte Suche um die Mundwinkel. Jeder neue Morgen ein Zittern: Die tropische Stimme wird schwächer. Ich habe im Zoo angerufen, im Oktober schon, sie wollten sich kümmern, sie versprachen, sich zu melden. Ich warte.
Ob sie dort Eulen haben, vergaß ich zu fragen.


Schmetterlingsclan

Dienstag, 19. September 2006

Die lange Bank

Ich für meinen Teil laufe seit Wochen weg vor Notwendigkeiten. Bin sogar bereit, Verluste dafür hinzunehmen, die schmerzen. Brüche hinzunehmen, weil der Berg zu steil. Ich schaffe es nicht. Es scheint, als wolle der Teil in mir überwiegen, der sich niederlegen will und vergessen. Einfach alles. Diese ganze Existenz, die so irreal erscheint, dass sie nur Traum sein kann. Und dennoch: Niederlegen und nicht aufwachen. Einfach ein stilles Verlöschen. Dieses Bild hat für mich im Moment großen Frieden. Wie bringt man sich selbst ins Leben, wie erzwingt man die eigene Geburt, die nie stattgefunden hat?
Gläsern. Leere, hohle Adern und Venen, durch die ein Wind jagt, den wir selbst erfunden haben.


[Aus einer Korrespondenz mit C. M.]


Schmetterlingsclan

Sonntag, 19. März 2006

Zagreb, Oberstadt, Antun Gustav Matoš :: für Bazi


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So manch Dichterseele teilt meine Vorliebe für diese Bank

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Und Kult ist sie auch...

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Wie es zu dieser kleinen Bildergalerie kam, erfahren Sie hier

Dienstag, 14. März 2006

Über die Liebe zum Atemlosen I

Hier: Die Liebe zum Sprachlos-Sein: >>>>

Dienstag, 7. Februar 2006

Äpfel (II)


The Song of Wandering Aengus

I went out to the hazel wood,
Because a fire was in my head,
And cut and peeled a hazel wand,
And hooked a berry to a thread;
And when white moths were on the wing,
And moth-like stars were flickering out,
I dropped the berry in a stream
And caught a little silver trout.

When I had laid it on the floor
I went to blow the fire a-flame,
But something rustled on the floor,
And someone called me by my name:
It had become a glimmering girl
With apple blossom in her hair
Who called me by me name and ran
And faded through the brightening air.

Though I am old with wandering
Through hollow lands and hilly lands,
I will find out where she has gone,
And kiss her lips and take her hands;
And walk among long dappled grass,
And pluck till time and times are done,
The silver apples of the moon,
The golden apples of the sun.


W. B. Yeats

Schmetterlingsclan

Freitag, 3. Februar 2006

Generationen

"Wir waren die Ersten:
Geboren in eine analoge Zeit waren wir schon digital.
Darum können wir beides".

[Master of Desaster auf der Fahrt nach Dortmund]

Dienstag, 31. Januar 2006

Klarheit


Höher steigen

anden

Samstag, 28. Januar 2006

Ajtys

Zwiegesänge. Ein Thema, zwei Menschen, ein Mann und eine Frau - zwei Dichter.
JedeR für sich schreibt ein Gedicht zum aktuellen Thema. Sozusagen im Verborgenen.
Und erst am Ende treffen sie sich zum Ajtys.

[Themenanregungen sind willkommen]


Schmetterlingsclan

Skorpion

Er war sanftmütig und freundlich. Seine Augen standen dicht beieinander. Das bedeutete Hinterlist. Seine Brauen stießen über der Nase zusammen. Das bedeutete Jähzorn. Seine Nase war lang und spitz. Das bedeutete unstillbare Neugier. Seine Ohrläppchen waren angewachsen. Das bedeutete Hang zum Verbrechertum. Warum gehst du nicht unter die Leute?, fragte man ihn. Er besah sich im Spiegel und bemerkte einen grausamen Zug um seinen Mund. Ich bin kein guter Mensch, sagte er. Er verbohrte sich in seine Bücher. Als er sie alle ausgelesen hatte, musste er unter die Leute, sich ein neues Buch kaufen gehn. Hoffentlich gibt es kein Unheil, dachte er und ging unter die Leute. Eine Frau sprach ihn an und bat ihn, ihr einen Geldschein zu wechseln. Da sie sehr kurzsichtig war, musste sie mehrmals hin- und zurücktauschen. Der Skorpion dachte an seine Augen, die dicht beieinander standen, und verzichtete darauf, sein Geld hinterlistig zu verdoppeln. In der Straßenbahn trat ihm ein Fremder auf die Füße und beschimpfte ihn in einer fremden Sprache. Der Skorpion dachte an seine zusammengewachsenen Augenbrauen und ließ das Geschimpfe, das er nicht verstand, als Bitte um Entschuldigung gelten. Er stieg aus und vor ihm lag eine Brieftasche auf der Straße. Der Skorpion dachte an seine Nase und blickte sich nicht und drehte sich auch nicht um. In der Buchhandlung fand er ein Buch, das hätte er gern gehabt. Aber es war zu teuer. Es hätte gut in seine Manteltasche gepasst. Der Skorpion dachte an seine Ohrläppchen und stellte das Buch ins Regal zurück. Er nahm ein anderes. Als er es bezahlen wollte, klagte ein Bücherfreund: Das ist das Buch, das ich seit Jahren suche. Jetzt kauft's mir ein anderer weg. Der Skorpion dachte an den grausamen Zug um seinen Mund und sagte: Nehmen Sie das Buch. Ich trete zurück. Der Bücherfreund weinte fast. Er presste das Buch mit beiden Händen an sein Herz und ging davon. Das war ein guter Kunde, sagte der Buchhändler, aber für Sie ist auch noch was da. Er zog aus dem Regal das Buch, das der Skorpion so gern gehabt hätte. Der Skorpion winkte ab: Das kann ich mir nicht leisten. - Doch, Sie können, sagte der Buchhändler, eine Liebe ist der anderen wert. Machen Sie den Preis. Der Skorpion weinte fast. Er presste das Buch mit beiden Händen fest an sein Herz und, da er nichts mehr frei hatte, reichte er dem Buchhändler zum Abschied seinen Stachel. Der Buchhändler drückte den Stachel und fiel tot um.


[Christa Reinig. Aus: Orion trat aus dem Haus. Neue Sternbilder, 1968]

Schmetterlingsclan

scorpio1

Samstag, 17. Dezember 2005

Empfehlung II

Chiffre: Morgaine in Blogland

[Nutzen Sie dort den Link zum online-Hören des Hörspiels]


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