Prinz.

Schon lange hatte sich das Auge an das Undurchdringliche gewöhnt, düster, bleiern, ohne Funke. Wochen waren durch den Raum gestrichen, waren über den staubigen Boden gekrochen, es blieb ihr wie ein Augenblick, in dem die Pupille sich anschmiegt an die Dunkelheit, die dennoch unerwartete. Lauschen. Die Lider zu Schlitzen verkniffen, um der Netzhaut mehr Lichtnahrung zu geben, doch die abgestandene Dunkelheit verriet nichts vom Ausmaß des Gewölbes. Es war die Nase, die wußte, bevor Auge und Ohr, erneut, kapitulierten: Gruft.
Der Knochenbrecher war fort. Auch der Sargtänzer, der stampfende. Die Prozession, gab es eine? - vergessen. "Gott steh mir bei". Welcher?
Es nahm kein Ende. Sie tastete unter sich nach einem Halt, Bandagen. Zogen spröde durch ihre Finger, brachen unter sanftem Druck. Der erste Cocon. Mumifizierung. Lösen. Trocken gewordenes Fleisch aus dieser Hülle schälen. Wickeln, abwickeln, Monate. Die Augen zuletzt. Ein Sarg in einem Sarg in einem Sarkophag. Monate.
Dumpfer Aufprall, als auch dieser Deckel auf den harten Lehmboden fiel. Stemmen mit Händen und Füßen. Und wieder: Dunkelheit. Monate. Ihr ein Augenblick. Lauschen. Die Lider verkniffen. Man glaubt es nicht: Den Wochen, die über den Boden krochen. Gruft. In einer Gruft unter einem Monument, das Gruft ist.
Jemand hatte wohl auf ihr Herz gehaucht, irgendein Wort geflüstert in einer Sprache, die es noch kannte; ein Raunen vielleicht oder nur ein Hauch, den Staub zu entfernen von einer Urne, einem Fundstück, irden, das eine Innerei enthielt. Nichts Balsamisches. Vielleicht auch nur ein verirrter Wind. Oder ein Käfer, kleine harte Füße, die auf dem gebrannten Ton trommelten, ein Rhytmus, ein Virus: Leben.

So lange also. Bandagen in einem Sarg in einem Sarg in einem Sarkophag in einer Gruft inmitten einer Gruft unter einem Monument, das Gruft ist. A -ch.
So tief also.



Rubrik: Stigmata
bvl - 23. Sep, 13:33

rose croix.

er (der hauchte) ist ein prinz wirklich.

TheSource - 23. Sep, 14:37

Auferstehung.

Heute gefunden:
Tod = Maveth (MWTh)= Wasser, Stier, Saturn.
Apis. - Diese Assoziation hatte ich im Bild selbst gar nicht, aber sie passt ungeheuerlich.

P.S.: Ja, ist er.
bvl - 23. Sep, 15:52

die szene ist

dicht. und den apis haett ich vermutet im hinterkopf.
ueberraschungen!
parallalie - 23. Sep, 19:06

"Aleph bedeutet Haupt, vor allem das Haupt des Stieres." (Mehr zu Aleph: http://www.uni-ulm.de/uni/intgruppen/memosys/plato09.htm ). Wobei ich Bilderschrift denke und daran, daß am Anfang das Wort ein Bild einer Bilderschrift gewesen sein muß : und wie ich im Ägyptischen einst für das Wort "m.wt" (Mutter), diese hier abgebildete Hieroglyphe entdeckte: http://parallalie.twoday.net/stories/588031/ .

TheSource - 23. Sep, 19:20

Aleph.

Vor allem jedoch: "Ochse".
Apis aber, der Opferstier, als zentrales Ritual... schlich sich ein und ich hatte es beim Bild der Gruft nicht einmal im Sinn. Wobei Gruft selbstredend ein Hinweis ist. (R.C.)
"Der wahrhaft verehrte Gott aber ist Taurus, Apis, der geopferte Stier der Erde, Mensch in seiner vollendeten Inkarnation, lebensgeläutert".

Mwt - Maut. Der Geier, ja. Königsskorpion, so aus Teth Tau wird.
parallalie - 27. Sep, 16:13

9. Tarotkarte: "Der Eremit",
(9. Buchstabe Teth).
Das Teth stellt hieroglyphisch ein Dach vor und verkörpert so die Idee eines schützenden Ortes. Daher entsprechen alle von diesem Buchstaben abgeleiteten Ideen dem Begriff von Schutz und Sicherheit, und zwar des Schutzes. den allein die Weisheit verleihen kann.


Bildquelle: http://www.thejoyofshards.co.uk/tuscan/index.shtml
Man kann in die abgebildete Figur hineintreten: Schutzdach.

P.S. Wiewohl in meinem wilden Denken ich der Thet-Offensive ganz plötzlich gewärtig ward und Kubricks "Full Metal Jacket". Good Morning Vietnam : alles schon vergessen, scheint's.

P.P.S. Helm-Mwt
bvl - 28. Sep, 12:20

die zuordnung

teth zum eremiten ist falsch. teth, "schlange", ist dem loewen zugeordnet, atu XI, frueher hiess die karte kraft und trug die zahl VIII., war ebenso fragwuerdig als zuordnung. die karte wird heute "lust" genannt.
TheSource - 28. Sep, 13:37

Atu XI - Lust

vom Schleier des Prüden befreit nicht mehr "Kraft", sonder "Lust" betitelt, denn "Lust ist nicht nur Kraft sondern Freude an gelebter Kraft". Frühere Darstellungen zeigten nahezu immer die Abbildung einer Frau, die einem Löwen das Maul schließt. Hier die "unkaschierte" Karte, Teth, Löwe:


atu11.2


Hier noch einmal als Tarotkarte mit der Buchstaben- und Zodiakzuordnung:

tarot11


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