Klaus Strube (Gast) - 28. Jun, 09:19

In der Mitte des Textes

"Er bereute jedes einzelne Wort." Nein, nicht jedes einzelne Wort, überhaupt nicht die Wörter, aber zwischen den Wörtern, den Lippen, den Händen, da war etwas aufgestoben, das vielleicht besser dort geblieben wäre, wo es gelegen oder gar gelauert hatte.

Da ist Angst im Spiel. Kennt man ja, bei anderen meist besser als bei sich selbst. Kleine Überheblichkeiten können schützend davor gestellt werden. Die Zeit muß ja schließtlich verarbeitet werden, strukturiert sagt der Kenner. Wer die Uhr kennt, weiß noch lange nichts über die Zeit.

Um einen Tisch hocken, auf Stühlen sitzen, Wein trinken, knabbern. Nichts regt sich, schon gar nicht auf. Dabei wäre es doch ziemlich einfach, sich auf den Tisch zu setzen und den Wein über die Füße zu schütten. Das verändert auch das Denken, soweit vorhanden. Nicht mit jedem Gehirn kann man auch denken, tanken, Werkstatt, Zubehör nur mal so als Stichelwörter.

Aus den Gläsern krabbeln die Wörter heraus, Suffrituale.

"Hast du das Hemd vom Sperrmüll?"
"Wieso - kaufst du da ein? Gibt es da jetzt auch Sprachcentren?"

Einer ohne Arm, einer mit Fußprothese, einer zu lang, der andere zu kurz. Körperliche Gebrechen lassen die Sätze sprechen.

Der Milchmann trinkt die Milch. Der Schiedsrichter läßt sich scheiden. Der Schriftsteller entstellt die Schrift. Sie beschäftigen sich mit der Selbstbeschäftigung und mißbrauchen den Mißbrauch.

Dabei wiegt allein schon der Aktenkoffer des Staatsanwalts 6,35 Kg. An dieser Stelle könnte Phantasie die Nation aufblättern lassen. Stichwort Landowski. Am Tag der offenen Tür (nicht für den konkreten Vollzug) standen die Akten des christlich demokratischen Politikers hinter dem Richtertisch in einem Regal.

Schriftsteller dürfen nicht politisch sein, es sei denn sie sind gleitfähig. Nicht jeder steckt handkisch ein.

Eine gute Möglichkeit ist, auf die Schnauze zu fallen, das ist die nachvollziehbare Bodenhaftung, von da aus ist die Richtung klar, entweder wieder nach oben oder ab in die Urne, in die Erde zurück. Der Geist verfügt ebenso über Heilkräfte wie der Körper, und was heilt nicht alles wieder zu!
Aldi hat Sonntags ja auch zu -

TheSource - 28. Jun, 20:00

Aldi, Lidl ....

und sonntags geöffnet während der WM. Das ist der Ausnahmezustand. Die nationale Euphorie, die multinational schwappt zu ebenso berauschten Festen.
Es ist egal, ob einE SchriftstellerIn politisch ist oder nicht, solanger er/sie polarisiert. Den Mut hat, hohes Risiko in den Texten zu gehen. Festzustellen, dass ihm (wie dem Protagonisten in angerissener Erzählung) mit der Angst die Schriftstellerei flöten geht. Mut hat, exponiert zu stehen. Schau, schau, da ist er/sie. Guck mal. Im Grunde das Selbstverständlichste der Welt: Sprache exponiert immer, wer permanent Worte aufleint, exponiert sich dem Wind, der sie ohnehin erfunden. Schüttete man aber d i e s e n (des Zwerges) Wein über die Füße - ihnen würden Flügel wachsen und Hermes wäre irritiert. Hernach aber würden sie abfraulen und abfallen - Füsse aus Eisen und Ton.

Gleitfähigkeit in den Wassern des Kollektiven. Dann doch lieber Flügel, egal wie arg die Sonne sengen mag. Der Sturz ist immer auch ein Aufstieg. Den Beinbruch herumzeigen. Schau, schau. Wieder auf die Schnauze gefallen. Leben!

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