Sibila Petlevski :: Fleisch, das nicht verwest
Wie ein verlassener Pavillion, in dem träge ein Rudel Löwen
herumliegt, ein Säule, die nicht trägt und ein Quadrat, durch das der Stein
sich ins Fenster öffnet, wie ein Stück Fleisch aus dem durch Speichel
das Blut ausgewaschen. Wir träumten und es war, als sei es nicht im Traum gewesen, als ob die wilden Tiere wirklich geflohen waren und die heimatlichen
Katzen mit ihnen verschwunden. Getan,
und nun kann nichts mehr unternommen werden, dass dem nicht so ist.
Beendet, obschon es andauert gleich Nahrung im Magen.
Neu, vollkommen neu und unvergleichlich, wie geboren
ohne Mutter im Wasser, das aufblühte, im Wind, der in Stücke barst,
Schmetterlingen gleich, so gewaltsam, dass Jenes, das danach
ins Sein trat, nie vergessen konnte, dass es zumindest einstmals
ganz sicher wusste, niemals aus eigener Kraft verschwinden
zu können, sondern nur mit unserer Hilfe,
die wir, wenn wir schon hier sind, auf unserer Zunge
Fleisch fühlen wollen, das nicht verwest.
Sibila Petlevski, geboren 1964 in Zagreb, Novellistin, Dichterin, Dramatikerin, Literaturkritikerin und Theaterdozentin; Präsidentin des Kroatischen Internationalen PEN Centers, Mitglied der L'Académie Mallarmé.
Sie unterrichtet an der Akademie der Dramatischen Künste in Zagreb, an der sie auch Leiterin der dramaturgischen Abteilung ist.
Publikationen:
Sibila schreibt in kroatischer und englischer Sprache, einige ihrer englischen Sonnette erschienen in Douglas Messerlis Weltautorenanthologie, Band 50: A Celebration Of Sun & Moon Classics (Sun & Moon Press, Los Angeles, 1995). Sowohl ihre Poesie als auch ihre fiktionären Texte wurden in verschiedene Sprachen übersetzt, Lesungen auf diversen internationalen Literaturfestivals folgten.
Im deutschsprachigen Raum erschien ein Essay in der Anthologie Mein Hermann Hesse – Eine Hommage. 35 Autoren der Gegenwart nehmen Stellung zu Hermann Hesse (Ed. Uli Rothfuss, Quintessenz Verlag, Berlin 2002). Obig übersetztes Gedicht ist aus dem als Printmedium noch unveröffentlichen Manuskript "Passworte des Vergessens".
Meso koje ne propada
Kao napušten paviljon u kojem se izležava obitelj
lavova, stup koji ne podupire i kvadrat kojim se otvara
kamen u prozor, kao komad mesa iz kojeg se slinom
isprala krv. Sanjali smo i bilo je kao da nije bilo
u snu, kao da su stvarno odbjegle zvijeri i domaće
mačke se odmetnule zajedno s njima. Učinjeno,
i sad se više ništa ne može učiniti da ne bude tako.
Dovršeno, premda još traje kao hrana u trbuhu.
Novo, potpuno novo i neprispodobivo, kao rođeno
bez majke u vodi koja se rascvjetala, u zraku
koji se razletio u komade slične leptirima tako
silovito da ono što se stvorilo poslije toga nikada
nije moglo zaboraviti da je barem jednom znalo
sasvim sigurno da nikada neće moći nestati samo
od sebe, nego uz pomoć nas koji, kad smo već tu,
želimo osjetiti na svojem jeziku meso koje ne propada.
Übersetzungen
herumliegt, ein Säule, die nicht trägt und ein Quadrat, durch das der Stein
sich ins Fenster öffnet, wie ein Stück Fleisch aus dem durch Speichel
das Blut ausgewaschen. Wir träumten und es war, als sei es nicht im Traum gewesen, als ob die wilden Tiere wirklich geflohen waren und die heimatlichen
Katzen mit ihnen verschwunden. Getan,
und nun kann nichts mehr unternommen werden, dass dem nicht so ist.
Beendet, obschon es andauert gleich Nahrung im Magen.
Neu, vollkommen neu und unvergleichlich, wie geboren
ohne Mutter im Wasser, das aufblühte, im Wind, der in Stücke barst,
Schmetterlingen gleich, so gewaltsam, dass Jenes, das danach
ins Sein trat, nie vergessen konnte, dass es zumindest einstmals
ganz sicher wusste, niemals aus eigener Kraft verschwinden
zu können, sondern nur mit unserer Hilfe,
die wir, wenn wir schon hier sind, auf unserer Zunge
Fleisch fühlen wollen, das nicht verwest.
Sibila Petlevski, geboren 1964 in Zagreb, Novellistin, Dichterin, Dramatikerin, Literaturkritikerin und Theaterdozentin; Präsidentin des Kroatischen Internationalen PEN Centers, Mitglied der L'Académie Mallarmé.
Sie unterrichtet an der Akademie der Dramatischen Künste in Zagreb, an der sie auch Leiterin der dramaturgischen Abteilung ist.
Publikationen:
Sibila schreibt in kroatischer und englischer Sprache, einige ihrer englischen Sonnette erschienen in Douglas Messerlis Weltautorenanthologie, Band 50: A Celebration Of Sun & Moon Classics (Sun & Moon Press, Los Angeles, 1995). Sowohl ihre Poesie als auch ihre fiktionären Texte wurden in verschiedene Sprachen übersetzt, Lesungen auf diversen internationalen Literaturfestivals folgten.
Im deutschsprachigen Raum erschien ein Essay in der Anthologie Mein Hermann Hesse – Eine Hommage. 35 Autoren der Gegenwart nehmen Stellung zu Hermann Hesse (Ed. Uli Rothfuss, Quintessenz Verlag, Berlin 2002). Obig übersetztes Gedicht ist aus dem als Printmedium noch unveröffentlichen Manuskript "Passworte des Vergessens".
Meso koje ne propada
Kao napušten paviljon u kojem se izležava obitelj
lavova, stup koji ne podupire i kvadrat kojim se otvara
kamen u prozor, kao komad mesa iz kojeg se slinom
isprala krv. Sanjali smo i bilo je kao da nije bilo
u snu, kao da su stvarno odbjegle zvijeri i domaće
mačke se odmetnule zajedno s njima. Učinjeno,
i sad se više ništa ne može učiniti da ne bude tako.
Dovršeno, premda još traje kao hrana u trbuhu.
Novo, potpuno novo i neprispodobivo, kao rođeno
bez majke u vodi koja se rascvjetala, u zraku
koji se razletio u komade slične leptirima tako
silovito da ono što se stvorilo poslije toga nikada
nije moglo zaboraviti da je barem jednom znalo
sasvim sigurno da nikada neće moći nestati samo
od sebe, nego uz pomoć nas koji, kad smo već tu,
želimo osjetiti na svojem jeziku meso koje ne propada.
Übersetzungen
TheSource - 2. Mär, 21:17
merci beaucoup.
vielen dank.
p.s.: ich finde parallelen zu ihrem dritten teil "mensch sei dein name" grad beim zweiten lesen