Das Stigma des Uranus.
" (...) Innehalten. Den plötzlich kalten Blick über die Schulter werfen. Sehen. Einsehen. Die Unzulänglichkeit und die Hoffnungslosigkeit. An der Küste damals, da war Hoffnung. Sie lebte in den zerklüfteten Felsen und murmelte ihr Lied in den Abend. Wie ich lauschte! Wie ich hoffte! Und doch: Was bleibt vom Leben? Wenn ich zurückblicke, sehe ich nichts, das ich vollbracht hätte. Ich durchforste die Erinnerungen nach Momenten des Glücks, nach einer Berechtigung für mein Dasein, nach irgendetwas von Belang, von Kontinuität. Ja, Bestand. Was ich finde sind verwehte Spuren und ein vergessenes Kleid, von dem sie sagen, es sei Körper. Mir ist, ich wurde in diese Existenz geworfen allein um ausgelöscht zu werden. Vom Himmel gefallen wie ein fremder Stein; was nicht verglühte blieb ein Opfer an einen fremden Gott auf einem fremden Planeten.
Ich habe Gott herausgefordert, heute klage ich ihn an. Für die Grausamkeit dieses Spieles, für eine Existenz, der niemals Wurzeln zugeschrieben wurden, für ein Dasein im Wind. Wann auch immer er nachlässt, fällst Du gen Boden, liegst herum an unwirtlichen Orten. Manchmal trägt er Dich in einen Garten, nur um Dich mit dem nächsten Sturm davonzutragen und die Uhr wieder auf Null zu drehen. Leaves, leaves in the wind... Ich klage ihn an und die Erzengel sind meine Zeugen. Die Jahreszeiten sind meine Zeugen. Jedes atmende Wesen rufe ich herbei, zu bezeugen was Gott mir getan. Unter dem Mantel meines Blutes ist nichts, nichts, nichts. Das Blut allein hält mich aufrecht, hält die substanzlose Struktur unter der Sinnlosigkeit haust wie ausgeatmeter Qualm. Nur ein Hauch und die Kontur ist verloren. Lachende Elfen im Wind. Ich atme. Das allein soll genügen, bis die Aufhebung meines Lebens, die Gott mir in jeder Sekunde meines Daseins zugedacht, vollbracht ist. Seine Altäre gewässert sind von meinen Tränen und unserem Blut. (...)
Ich lege diesen Brief an Dein Grab, damit die Welt der Toten Zeugnis habe von Gottes Schändlichkeit. Gottes Grausamkeit. Gottes Jämmerlichkeit. Schreibe es für mich in die Annalen der Asche, dort wo Staub Nahrung ist".
Aus Ysajs erstem Brief an die verstorbene Jolanda
Ulmenjahr
Ich habe Gott herausgefordert, heute klage ich ihn an. Für die Grausamkeit dieses Spieles, für eine Existenz, der niemals Wurzeln zugeschrieben wurden, für ein Dasein im Wind. Wann auch immer er nachlässt, fällst Du gen Boden, liegst herum an unwirtlichen Orten. Manchmal trägt er Dich in einen Garten, nur um Dich mit dem nächsten Sturm davonzutragen und die Uhr wieder auf Null zu drehen. Leaves, leaves in the wind... Ich klage ihn an und die Erzengel sind meine Zeugen. Die Jahreszeiten sind meine Zeugen. Jedes atmende Wesen rufe ich herbei, zu bezeugen was Gott mir getan. Unter dem Mantel meines Blutes ist nichts, nichts, nichts. Das Blut allein hält mich aufrecht, hält die substanzlose Struktur unter der Sinnlosigkeit haust wie ausgeatmeter Qualm. Nur ein Hauch und die Kontur ist verloren. Lachende Elfen im Wind. Ich atme. Das allein soll genügen, bis die Aufhebung meines Lebens, die Gott mir in jeder Sekunde meines Daseins zugedacht, vollbracht ist. Seine Altäre gewässert sind von meinen Tränen und unserem Blut. (...)
Ich lege diesen Brief an Dein Grab, damit die Welt der Toten Zeugnis habe von Gottes Schändlichkeit. Gottes Grausamkeit. Gottes Jämmerlichkeit. Schreibe es für mich in die Annalen der Asche, dort wo Staub Nahrung ist".
Aus Ysajs erstem Brief an die verstorbene Jolanda
Ulmenjahr
TheSource - 26. Jan, 13:10