Montag, 6. März 2006

Die Wahrheit und das Wahre XI

Ich schrieb es in Zucker. Ich schrieb es in Salz.
Sie kamen, einer nach dem anderen, und sahen keinen Unterschied.
Die Ameisen wohl. Und die Ziegen.

[Für Zlatica]

Mensch sei dein Name (VII)

"(...)Sie bringen das auch in Ihren Texten auf den Punkt. Verzeihen Sie mir, wenn ich das mit diesen Worten ausdrücke: einige (wenige) Ihrer Texte offenbaren das in einer Art, dass eine verstörende Nacktheit zum Ausdruck kommt. Als gäbe es, wenn auch alles Fleisch und selbst die Knochen einem Körper entrissen würden, immer noch einen nackten, zuckenden Muskel, der da feucht und glänzend läge und nicht aufhörte zu leben (...)".

"Liebe Terezia,
wissen Sie, mit Ihrer Beschreibung des (Über)Lebenswillens haben Sie ein weiteres Bild geschaffen für das, was ich in diesen Texten als "Balkanblut" bezeichne. Ein eruptives, unbeugsames Reststück blanken Willens, das sich nicht vor dem Tode beugt, weil es nie lebte. Darin liegt glaube ich das Verzweifelte und auch Titanische dieser Kraft: Sie ist ursprünglich weil ungeboren. Wie könnte man auch sterben, wenn man noch gar nicht gelebt hat? Tod bedeutet die (vielleicht vorübergehende, aber dennoch:) Auslöschung einer Existenz, auch die Auslöschung einer Identität. Wenn diese nicht gegeben sind, nicht als gegeben empfunden werden, so ist der Tod unmöglich. Und wird vielleicht auch zu einer Sehnsucht, einem Tabu, zu etwas nahezu Verbotenem - und zu einem Freund. Eine intensive Allianz wider die Qual, nicht lebendig zu sein, nicht am roten Pulsieren Teil zu haben; wider die Qual des Attrappenempfindens, des Untoten im eigenen Leib. Vom Tode nicht berührbar sucht es die Allianz mit dem Tod, die unverbrüchliche Ehe mit der Ewigkeit, die jenseits seiner erlösenden Hand harrte, könnte man denn sterben. Der Tod bringt somit ins Leben. Das Stigma des Uranus. Das Stigma des Neptun. Das Stigma des Saturn zuletzt. Eine fortschreitende Selbstvernichtung mit dem Ziel, am Leben teilzuhaben. Es mag die Persönlichkeit stärken, im Grunde aber ist es nicht Stärke, es ist Unmöglichkeit zum Tode und somit in sich Verzweiflung jenseits der Bedeutung aller Worte. Bemühen wir die Worte, endet es bei einem Wortspiel von "Kein Mensch kann Gott sehen und leben" zu "Kein Mensch kann Gott sein und sterben". Das ist die tragende Welle in Ulmenjahr. (...)"


[Aus einer Korrespondenz]


Ulmenjahr


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