Arbeitsnotate

Mittwoch, 21. Juni 2006

Aufstellung

Konzeption für die Erzählungen, erste Aufstellung:

Blauer Zyklus - drei Erzählungen

- Der Briefkasten [Elma]
- [Rosaria]
- [Jadranka]


Roter Zyklus - drei Erzählungen

- Sylvester
- Über die Liebe zum Atemlosen
- [Der Dieb/der heimliche Liebhaber]


Grüner Zyklus - drei Erzählungen

- [Hoffnung]
- Der Himmel
- An Wolfes statt [Wälder]


Alternativ: Den Blauen Zyklus als Briefthema fortsetzen, wie von mandra lisca vorgeschlagen: zu einem ganzen Band. Rot und Grün zyklisch ergänzen mit einem Grauen Zyklus: - Der Zwerg, - Atem, - [Augenblicke]





Arbeitsnotate

Dienstag, 20. Juni 2006

Forts: Über die Liebe zum Atemlosen

....(14)

Er bereute jedes einzelne Wort. Bereute seine Arroganz, die unbekümmerte Provokation, die er an diesem feuchtfröhlichen Abend neben die Weinflasche gestellt hatte, mitten auf den Tisch, und im Laufe der Nacht krochen seine Worte in die Gläser, wurden ungeschmeckt getrunken. Acht Tage waren vergangen, seit der Zwerg wortlos verschwunden war und es zeigte sich, dass er ihm jeden Funken Angst aus dem Körper gesogen hatte. Er sollte froh sein, euphorisch, ja: erlöst, war es aber nicht. Das anfängliche Gefühl der Erleichterung, das ihn in den ersten zwei, drei Tagen zu so viel Hochmut hinriß, seine Worte wie edlen Wein auf dem Tisch zu platzieren, war einer dumpfen Frustration gewichen. Seit acht Tagen hatte er keinen Satz zu Papier gebracht. Jedes Sprachgefühl war verschwunden, auf eine Weise, die keine Erinnerungen barg, ganz so, als hätte es nie existiert. Vier, fünf Zeilen, die er sich mit Mühe abgerungen hatte, wurden per email vom Lektor kommentiert: Bist Du betrunken? Er las sie, als läse er eine fremde Feder, eine schrecklich ungelenke, phantasielose. Keine Sätze, nur Kauderwelsch.

Annas Anruf kam mitten in der Nacht. "Ich weiß, was Du getan hast".
Stumm hörte er zu, antwortete nur einsilbig, mechanisch mir dem Kopf nickend, auf ihre wiederholten Fragen, bist Du noch da, hörst Du mir überhaupt zu. Ihre Stimme steigerte sich in ein verzweifeltes Creszendo. Er habe ihr die Worte gestohlen. Jedem, der an diesem Abend an seinem Tisch gesessen hatte, habe er die Worte gestohlen. Ein Dieb sei er. Ein Vampir. Sie schluchzte. Er solle die Worte zurückgeben. Betreten schwieg er und nachdem sie ihn mit weiteren Vorwürfen zu keiner Antwort bewegen konnte, legte sie zornig auf. Mit dem Bleistift in der Hand blieb er sitzen. Die neunte Nacht zog sprachlos vorbei und so auch die folgenden Nächte. Er hatte keine Angst mehr, er hatte keine Worte mehr.

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Arbeitsnotate

Dienstag, 6. Juni 2006

Rex

Jedem Anderen hätte sie es niemals verziehen.
Bei ihm aber gab es nichts zu verzeihen.


Arbeitsnotate

Montag, 5. Juni 2006

Bannen mit Tabasco

Am Abend verschlief ich den Traum, ein
roter Daimon zu mir (unter die Decke) kroch,
da öffnete mein Auge den gekämmten Himmel
im Fenster, das rot aufglühte, als er davonstob,
erschreckt von meinem heißen Atem.


Arbeitsnotate

Sonntag, 28. Mai 2006

Blaue Worte II

Ich kann mich nicht versöhnen mit der Welt, nicht versöhnen mit dem Gedicht, nicht mit der Natur des Menschen, nicht mit dem Formalen und dem dunklen Brot des Landes. Meine Worte sind rot und gelb, nicht, um blau angemalt zu werden, sondern um rot zu sein und gelb. Um all die Orangeschattierungen an Wände zu werfen wie kleine Wasserbomben mit Kinderhand. Warum machst Du die Tagesschau an, wenn meine Worte rot sind, suchst das Rot weit weg hinter dem rationalisierten Grauen, wie Rot auf den Ölfeldern des Irak, und dem Blau des Logos. Beim Brötchenschneiden schnitten wir uns beide in die Finger und trotzdem liegt das Messer noch in der Küche. Wird nicht entsorgt. Wenn ich meine Worte in Blau hülle, dürfen sie dann bleiben und in der Küche wohnen, neben Milch, Messer und Wein?


Aus Jasminas nie gefundenem Tagebuch, Seite 34


Arbeitsnotate

Montag, 24. April 2006

Gegen

Er sagte: Ich trinke nicht an gegen die Vergangenheit. Ich trinke an gegen die Zukunft...
wissen Sie, ich habe nämlich gar keine
ich meine, Zukunft.
Alle Zukünfte habe ich schon durchforstet
durchrannt .......................................................
ich trinke an gegen das, was mich erwartet, wenn ich bleibe,
die Vergangenheit, junger Freund, interessiert mich nicht;
(du liest dich beängstigend) sagt er
sie ist geschehen, sie ist vollendet ......

sagen Sie, wissen Sie darum?

nein

da seufzte er: ich trinke nicht ob der Vergangenheit oder der Erinnerung
ich trinke an gegen all die Zukünfte, die sein könnten
denn ich, junger Freund, habe keine Zukunft verdient.



Aus "Silvester", (der männliche Protagonist), Erzählung, bald vollendet


Arbeitsnotate

Sonntag, 16. April 2006

Ysaj am Abend I

Wir bewegen uns rasend durch diese lärmenden Tage.
Wie ich dich vermisse, du Frau, die ich einst war. Im Vorbeifahren erhasche ich dich hinter den zugezogenen Vorhängen einer in warmes Licht getauchten Wohnung. Du schreibst Lieder für die Schmetterlinge und reitest auf dem buckeligen Rücken des Sturmes Dressur. Bodenlos. Das alles ist so bodenlos. Wir füllen die Tage und die Bodenlosigkeit schlürft die Abende fort und den roten Morgen. Im Gold sehe ich dich tanzen, inmitten von Getier auf einer fernen Lichtung.


Arbeitsnotate

Freitag, 17. März 2006

Über die Liebe zum Atemlosen III

... (12)

Wer bist Du? wagte er nicht zu fragen.
Nahezu absurd wirkte das dunkle Cape an der kleinen, korpulenten Gestalt, die, knapp einen Meter groß, am Fußende des Bettes stand. Jedoch die tief ins Gesicht gezogene Kapuze, Nacht um das Antlitz des pygnischen Besuchers legend, säumte eine Bedrohung ohne Namen, eine kaum vorstellbare, lebendige Dunkelheit, verschlingend aus großen Tiefen gestiegen am Mantelsaum der Zwergengestalt und dann am Futter hinaufgekrochen bis in die Kopfbedeckung. Stumm stand sie, zwischen Cape und Nacken der Gestalt gerollt, an seinem Bett. Er richtete sich auf, zog die Beine an, suchte Deckung an der Wand.
"Was willst Du?" brachte er aber heraus.
Unglaublich behende begann das Wesen das Bett zu erklimmen, zog an der Bettdecke und legte so seinen Oberkörper frei. Das Gestell ächzte, als es sich auf ihn warf, ihn mit eisernem Griff unter ein titanisches Gewicht presste, das unmöglich von diesem kleinen Körper ausgehen konnte. Jede Gegenwehr war sinnlos. Binnen weniger Augenblicke rang er nicht mehr, sich zu befreien, sondern nur noch nach Atem, unfähig, sich zu bewegen, so presste es ihn nieder. Während seine Panik wuchs und sein Atem immer flacher wurde, wanderten kühle Lippen seine Stirn entlang zum Scheitel, tasteten sich suchend zur Fontanelle, saugten sich fest; ein Sog, der ihm bis ins Mark fuhr, die Wirbelsäule hinab, durch die Beinknochen bis in die Zehen. Ihm war, als wenn Stunden vergingen und der Zwerg ließ nicht ab von ihm. Als wolle er jeden Funken Leben aus ihm hinaussaugen, doch kein Vakuum entstand; sein japsender Mund fand gerade genug Atem, ihn bei Bewußtsein zu halten, seine Glieder schmerzten unter der Schwere.
Genauso plötzlich, wie sie ihn übermannt hatte, ließ die Gestalt von ihm ab, glitt vom Bett, stand kurz vor ihm, immer noch stumm. Das erste, gierige Füllen der Lungen brannte wie Phosphor, nachfolgender Husten schüttelte seinen ganzen Körper. Mit dem Sauerstoff durchflutete ihn Hitze, während die Zimmertür hinter dem Zwerg zufiel.


Arbeitsnotate

Freitag, 20. Januar 2006

. . . (15)

Ach nein geh mir weg mit Verbrüderungen
Deine platonische Klinge an meiner Rippe
aus der Du eine neue Eva schneiden willst
- nur Liebe und Krieg sind Geschwister -
mitten auf dem Gang, blassblauen Marmor unter
Deinen Füssen, kein Mensch sah je diese Farbe
so kühl, so fern, in Winterschösse entrückt
damit Du ungeboren bleiben kannst auf immer


[Aus dem Tagebuch des "klammheimlichen Liebhabers"]

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Arbeitsnotate

. . . (11)

Nachts, im Verborgenen, in der plötzlich warmen Dunkelheit ihres Zimmers, streichelte er seine geheime Zärtlichkeit in ihre Haut, während sie schlief und nichts von ihrer geheimen Intimität wusste.


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