Samstag, 22. Oktober 2005

Zweisprachigkeit und Biliterarität

habe ich >>>hier zur Diskussion gestellt.

...

In den Städten verkrochen sie sich gleichermaßen. Parzelle neben Parzelle, stumpf gegen jedes Leben, das durch die Wände dringen könnte, in ihre Einsamkeit sickern; mit Ausnahme von Ärgernissen, die einander dann vorgehalten wurden, manchmal hinter vorgehaltener Hand, dann wieder durch die Einschaltung von Instanzen. Trotzdem war die Annahme, auf dem gelben Berg in Einsiedelei zu leben, sei der schwere Weg, ein Irrtum. Die Städte mit ihren Drohnenbehausungen sind die wahre Herausforderung; in all ihren Verzerrungen ja sogar in der Pervertierung des Lebens. Dort zu bestehen verlangte die Kraft der Natur, eben jene Kraft, welche die Stätde aussperrten, verdrängten, unter ihrem Lärm täglich zu Grabe trugen.
Das Loch war erst ungefähr 20 cm tief, doch Ysaj schwitze unter ihrer Winterkleidung, der gefrorene Boden bot jetzt einen fast federnden Widerstand, an dem der Spaten abprallte, bevor sie ihn mit ihrem Körpergewicht gegen den schlafenden Frost stemmte. Erdklumpen und feines Wurzelwerk. Es war nicht richtig. Nicht inmitten der Stadt. Die Stadt, die aussaugte, assimilierte, auswarf und zermalmte. Alles unter sich begrub. Es war nicht richtig. Ihr kam in den Sinn, mit dem Frost zu sprechen, der sich so hartnäckig gegen die kleine Schaufel wehrte, vielleicht war sein unerschütterlicher Schlaf schon die Antwort auf ihre Zweifel. Man spricht besser mit dem Frost oder den Krähen, dem Komposthaufen und den Büschen. Sie sind keine Ansammlungen von Überzeugungen und Thesen, sie machen dich nicht müde durch Erklärungen und Diskussionen. Noch wickeln sie dich ein in ihre Erwartungen wenn du ihnen begegnest. Sprich mit dem Regen und er wird Neues zu berichten haben. Sprich mit den Bäumen und sie wissen von Liedern, die seit Jahrhunderten vergessen. Oder lausche dem Wind: Er weiß alles über deinen Atem. Nichts, was du je von Menschen zu hören bekommst, ist dazu in der Lage.
Ysaj hielt inne. Der Spaten steckte fest.



Rubrik Ulmenjahr

Es werde



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